Präsidenten reden miteinander Kiew und Moskau: Waffenruhe hält
06.09.2014, 17:17 Uhr
Ein prorussischer Separatist beobachtet das Vorgehen rund um Donezk.
(Foto: REUTERS)
Der Waffenstillstand zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Separatisten scheint weitgehend zu halten. Vereinzelte Schüsse zeigen aber, wie verhärtet die Fronten sind. In Kürze soll es zu dem vereinbarten Austausch von Kriegsgefangenen kommen.
Die Waffenruhe im Osten der Ukraine wird nach Einschätzung der Präsidenten der Ukraine und Russlands, Petro Poroschenko und Wladimir Putin, weitgehend eingehalten. In einem Telefongespräch hätten die Staatschefs festgestellt, dass die am Freitag vereinbarte Waffenruhe "im Allgemeinen" eingehalten werde, teilte das ukrainische Präsidialamt in Kiew mit. Poroschenko und Putin hätten über Maßnahmen gesprochen, die getroffen werden müssten, damit die Waffenruhe von Dauer sei.
Zuvor hatten sich die im Osten der Ukraine kämpfenden Regierungstruppen und Separatisten gegenseitig vorgeworfen, die Waffenruhe gebrochen zu haben.
"Im Moment sieht alles gut aus", sagte ein unter dem Spitznamen Montana bekannter Rebellenkommandeur. Er schränkte zugleich ein: "Wir wissen aber, dass sie (die ukrainische Seite) das nur ausnutzen, um mehr Truppen und Munition heranzubringen, um uns mit neuer Kraft zu schlagen." "Ich würde Poroschenko nicht trauen", fügte er hinzu. In Kiew sagte ein Sprecher des Sicherheitsrates, die Regierungstruppen unterstützten die Waffenruhe und befolgten streng die Befehle des Oberbefehlshabers.
Am Freitag hatten sich die Konfliktparteien bei Verhandlungen in Minsk auf eine Feuerpause verständigt. Sie trat noch am selben Tag um 17.00 Uhr in Kraft. An den Gesprächen in der weißrussischen Hauptstadt nahmen Vertreter Kiews, Moskaus, der prorussischen Separatisten und der OSZE teil.
Gefangene werden ausgetauscht
Derweil haben die Aufständischen die baldige Freilassung ihrer Gefangenen angekündigt. "Noch heute werden wir die ersten Männer gehen lassen, trotz der Verstöße des ukrainischen Militärs gegen die Waffenruhe", sagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko am Samstagnachmittag. Er gehe davon aus, dass die Regierung in Kiew ihre Gefangenen spätestens an diesem Montag überstelle. Sachartschenkos Mitarbeiter Konstantin Knyrik sprach von einem "langwierigen Prozess". Die Aufständischen haben Schätzungen zufolge etwa 1000 Soldaten in Gefangenschaft, die prowestliche Führung demnach etwa 200 Kämpfer.
Steinmeier ist vorsichtig optimistisch
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier warnte vor allzu großem Optimismus und dämpfte Hoffnungen auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. Die vereinbarte Feuerpause sei "allenfalls ein Anfang vom Ende der Krise", sagte Steinmeier der "Bild"-Zeitung.
Ob die Waffen dauerhaft schweigen, hänge weiter vom Willen der Regierungen in Moskau und Kiew ab, die großen offenen Fragen politisch zu lösen. Entscheidend sei, dass die Politik das Heft des Handelns wieder in die Hand nehme und die militärische Eskalationsspirale endlich durchbrochen werde, so Steinmeier.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa