Die Zeit wird knapp Klima-Experten beraten in Bonn
01.08.2010, 16:38 UhrIm November beginnt der nächste Weltklimagipfel im mexikanischen Cancún. In Bonn sollen Unterhändler nun festklopfen, welche Ziele überhaupt angestrebt werden. Einigen sich die Staaten Ende des Jahres nicht auf ein neues Abkommen, drohen rechtliche Folgen.
Auf einer UN-Arbeitskonferenz in Bonn soll der weltweite Klimaschutz aus der Starre gelöst werden. Die fünftägige Verhandlungsrunde dient der Vorbereitung des nächsten Weltklimagipfels im mexikanischen Cancún Ende des Jahres. Die Erwartungen für die Konferenz sind angesichts weitgehend festgefahrener Verhandlungen gedämpft. Das Problem: Will die Menschheit die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindern, müssten die Emissionen ab dem Jahr 2015 kontinuierlich gesenkt werden, sagte Klimaforscher Malte Meinshausen im Gespräch mit n-tv.de.
Ein umfassendes und verbindliches Abkommen, über das bereits seit mehreren Jahren verhandelt wird, gilt allerdings auch in Cancún als unwahrscheinlich. In Bonn sollen die Klima-Unterhändler aus aller Welt im Laufe der Woche zumindest mehr Klarheit darüber schaffen, was in Cancún konkret angestrebt werden soll.
Signale für Wende fehlen
Durch den Schwebezustand bei der US-Klimagesetzgebung sind inzwischen auch Hoffnungen weitgehend zerstoben, dass die USA bei der Minderung von Treibhausgasen mit eigenen Verpflichtungen mit im Boot sein könnten. Die neue Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, appellierte vor ihrer Konferenzpremiere an die Regierungen, es liege in deren Hand, beim Klimaschutz gemeinsam aktiv zu werden. Doch auch ein halbes Jahr nach dem sehr durchwachsenen Ergebnissen des Weltklimagipfels von Kopenhagen ist ein neues Abkommen nicht in Sicht.

Forscher bohren 2,5 Kilometer tief in Grönlands Eis - sie wollen Erkenntnisse über den Klimawandel gewinnen.
(Foto: dpa)
Die Signale dafür fehlen - vor allem bei der strittigen Minderung der klimaschädlichen Treibhausgase, die ein Umsteuern auf erneuerbare Energien erfordern. Von Washington ist bis auf weiteres keine Bewegung zu erwarten. Und die EU zieht es vor, auf der Stelle zu treten.
Rechtliche Konsequenzen drohen
Die derzeit verfahrene Situation könnte dazu führen, dass die Weltgemeinschaft nach 2012 ohne gültiges Klima-Abkommen bleibt. Dann ist die erste Phase des Kyoto-Protokolls von 1997 ausgelaufen. Eine Fortschreibung ist ungewiss und das Protokoll hat ohnehin das Manko, dass die USA nicht dabei sind. Das UN-Klimasekretariat hat für die Bonner Konferenz ein Papier über die rechtlichen Optionen und Folgen erarbeitet, falls es zu einer Klimaschutzlücke ohne neues Abkommen und ohne Fortführung des Kyoto-Protokolls kommen sollte.
Nach Bonn ist im Oktober in China noch eine weitere UN-Vorbereitungskonferenz für Cancún geplant. China ist zusammen mit den USA der weltweit größte Klimasünder. Bei den Verhandlungen in Kopenhagen hatten die chinesischen Vertreter bei internen Verhandlungen wenig Kompromissbereitschaft gezeigt und so eine Übereinkunft zu ambitionierteren Klimaschutzzielen verhindert.
Quelle: ntv.de, dpa