Politik

RTL/ntv-Trendbarometer Knappe Mehrheit gegen US-Marschflugkörper in Deutschland

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Die Ablehnung neuer US-Marschflugkörper in Deutschland wächst. Im aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer ist knapp mehr als die Hälfte der Befragten gegen die für 2026 geplante Stationierung von Tomahawk und Co. Dabei ist die Kontra-Haltung bei bestimmten Parteianhängern besonders deutlich.

Der NATO-Gipfel im Juli hielt für die Deutschen eine Überraschung parat: Die USA wollen ab 2026 neue Marschflugkörper des Typs Tomahawk und andere reichweitenstarke Raketen auf deutschem Boden stationieren. Aber hier ist man neuerdings sogar mehrheitlich dagegen. 51 Prozent sprechen sich im jüngsten RTL/ntv-Trendbarometer gegen eine Stationierung dieser Waffen aus. In der letzten Umfrage zum Thema, im Juli, waren es 49 Prozent.

Die Tomahawks sind, wie der deutsche Taurus, in der Lage, weit in gegnerisches Gebiet einzudringen und gut geschützte Ziele zu zerstören. Dazu können Kommandostellen, Bunker und Radaranlagen gehören. Von einer ballistischen Rakete unterscheidet sich ein Marschflugkörper, da er nach dem Start nicht im Bogen fliegen muss, sondern über ein eigenes Triebwerk verfügt, ähnlich einem Flugzeug. Dadurch kann er mehrfach die Richtung wechseln und sein Ziel auch im gelenkten Tiefflug ansteuern. Mit Tomahawks griffen die USA in der Vergangenheit Ziele im Irak oder in Afghanistan an.

Waffen bleiben unter Kontrolle der USA

Zusätzlich zu den Marschflugkörpern und weitreichenden Raketen soll auch eine Hyperschallwaffe in Deutschland stationiert werden. Diese befindet sich allerdings noch im Entwicklungsstadium. Alle drei Waffentypen sind ausschließlich konventionell nutzbar, nicht als Atomwaffe. Sie werden auch auf deutschem Boden unter Kontrolle der US-Armee stehen.

Besonders ablehnend stehen der geplanten Waffen-Stationierung die Ostdeutschen gegenüber. 68 Prozent der Befragten dort halten sie nicht für richtig. Nur von 28 Prozent wird sie befürwortet. Im Juli war die Ablehnung allerdings mit 74 Prozent im Osten noch größer. Im Westen Deutschlands halten sich die Pro- und Contra-Positionen in etwa die Waage: 47 Prozent begrüßen die Stationierung, in den Augen von 48 Prozent jedoch ist sie nicht richtig. Im Westen ging die Unterstützung seit Juli leicht zurück.

Mit Blick auf die einzelnen Parteien ist die Zustimmung zur Waffen-Stationierung bei Unions-Anhängern am größten. 66 Prozent Unterstützung erreicht der US-Plan dort, 31 Prozent lehnen ihn ab. 63 Prozent der Grünen-Anhänger und 61 Prozent der FDP-Anhänger halten die Entscheidung für die US-Waffen in Deutschland für richtig, 31 und 36 Prozent jeweils für falsch. Unter den Anhängern der SPD fällt die Mehrheit für die Stationierung knapper aus: Hier sind 55 Prozent dafür und 40 Prozent dagegen.

Ganz anders ist das Ergebnis im Spektrum von AfD und BSW: Nur 17 Prozent der Anhänger der AfD sehen die Stationierungsentscheidung positiv, 82 Prozent lehnen sie hingegen ab. Der Kontra-Wert ist unter BSW-Anhängern noch höher und erreicht dort 94 Prozent. Nur 6 Prozent wären mit Tomahawks und neuen weitreichenden US-Raketen in Deutschland einverstanden.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius verteidigt die Stationierungspläne seit dem Sommer vehement. Von einem neuen Wettrüsten könne keine Rede sein, sagte der SPD-Politiker, als die Pläne vorgestellt wurden und in Deutschland eine Debatte entfachten. "Russland hat diese Waffensysteme schon seit Längerem unter anderem - wie wir vermuten - in Kaliningrad stationiert, das heißt in absoluter Reichweite zu Deutschland und anderen europäischen Nationen", erklärte Pistorius und war sich sicher, die kritischen Stimmen würden nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren. Nun zeigt schon das zweite Trendbarometer zum Thema eine andere Lage.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 04. und 07. Oktober erhoben. Datenbasis: 1000 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.

Weitere Informationen zu Forsa hier.
Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.

Quelle: ntv.de, fni

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