Unwillen, Fehler einzugestehen Kretschmer kritisiert CDU-Wahlkampf
22.11.2017, 19:09 Uhr
(Foto: picture alliance / Sebastian Kah)
Die Union muss bei der Bundestagswahl ordentlich Federn lassen. Personelle Konsequenzen hat dies bislang aber nur in Sachsen. Der dortige Regierungschef tritt zurück. Sein designierter Nachfolger kritisiert erneut die Bundespartei.
Der designierter Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretschmer, kritisiert den Unwillen seiner Partei, im Wahlkampf Fehler in der Asyl- und Flüchtlingspolitik zuzugeben. "Ich bedaure das sehr, denn es hätte viel Druck aus der Diskussion genommen", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der 42-Jährige hatte seinen Wahlkreis bei der Bundestagswahl an einen AfD-Bewerber verloren. In der Debatte über einen Familiennachzug plädierte er für dessen strikte Begrenzung sowie die konsequente Abschiebung abgelehnter Asylbewerber.
Zugleich fordert er eine andere Diskussionskultur in Deutschland. "Wenn Leute sagen, dass sie sich vor Überfremdung sorgen oder nicht wollen, dass so viele Ausländern ins Land kommen, dann wäre es falsch, zu sagen: 'Das ist eine rechte Position, darüber reden wir nicht.'", sagte der 42-Jährige weiter. "Denk- und Sprechverbote bringen uns nicht weiter, im Gegenteil: Sie haben uns womöglich erst in diese Lage gebracht."
Politiker und Bürger sollten auch Argumenten, die sie ablehnen, mit Respekt begegnen. Das sei in den vergangenen Jahren weder in Deutschland noch in Sachsen gut gelungen und habe Populisten in die Hände gespielt.
In wenigen Wochen soll Kretschmer die Nachfolge von Parteichef und Ministerpräsident Stanislaw Tillichs übernehmen. Dieser hatte nach der Wahl, bei der die AfD im Freistaat stärkste Kraft geworden war seinen Rücktritt angekündigt.
Quelle: ntv.de, jwu