Reißleine gezogen Lageso-Chef tritt zurück
09.12.2015, 21:52 Uhr
Sogar die "New York Times" hatte über die Zustände im Lageso berichtet
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales hat international traurige Berühmtheit erlangt. Die Registrierung der Flüchtlinge kommt kaum voran. Die Zustände sind unhaltbar. Nun bekommt das Amt eine neue Spitze.
Das seit Monaten in der Kritik stehende Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) bekommt einen neuen Chef. Sozialsenator Mario Czaja habe das Rücktrittsgesuch des amtierenden Behördenleiters, Franz Allert, angenommen, berichten Berliner Medien. Ein Sprecher Czajas bestätigte die Berichte. Zuvor hatte Regierungschef Michael Müller von Czaja gefordert, den Präsidenten der für Flüchtlinge zuständigen Behörde abzulösen.
"Wir brauchen hier eine neue Spitze im Lageso, die ihre Verantwortung wirklich wahrnimmt. Dafür ist die Sozialverwaltung zuständig, das zu organisieren", sagte Müller im RBB wie der Sender vorab mitteilte. "Wir sind jetzt in einer Situation, in der wir nicht mehr länger warten können."
Das Lageso ist die erste Anlaufstelle für neu ankommende Flüchtlinge in Berlin. Es ist zuständig für die Registrierung der Asylbewerber, für ihre medizinische Erstversorgung, das Zuweisen in Notunterkünfte und die Ausgabe von Taschengeld. Die Behörde bekommt diese Aufgaben seit Monaten nicht in den Griff. Das Gelände ist hoffnungslos überfüllt. Hunderte Flüchtlinge stehen tagelang draußen in der Kälte oder in beheizten Zelten an. Über die Zustände hatte zuletzt sogar die "New York Times" berichtet.
Keine Registrierung über Weihnachten
Allert, aber auch sein Vorgesetzter Czaja stehen wegen der katastrophalen Zustände seit Wochen in der Kritik. Müller kündigte an, die untragbaren Zustände vor dem Lageso in den nächsten Tagen spürbar zu verbessern. Die Wartezelte sollen für Flüchtlinge geöffnet und das Zugangssystem optimiert werden.
Obwohl bereits jetzt einige hundert Asylbewerber noch nicht registriert sind, kündigte Allert im RBB-Kulturradio an, dass in Berlin über die Weihnachtsfeiertage keine Flüchtlinge registriert werden. "Eine Registrierung wird an den Feiertagen nicht stattfinden. Die Mitarbeiter haben sich freie Feiertage verdient", sagte er. Die Unterbringung und Versorgung solle jedoch auch über die Feiertage organisiert werden.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa