Front National gibt sich überrascht Le Pen führt offenbar Schweizer Geheimkonto
28.04.2015, 10:27 Uhr
Der Parteipatriarch wird für den FN zunehmend zum Problem.
(Foto: picture alliance / dpa)
Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen bunkert einem Bericht zufolge 2,2 Millionen Euro schwarz angelegt in der Schweiz. Für das Geld interessiert sich nun die Justiz. Auch der aktuellen Führung der Partei werden die Ermittler unangenehme Fragen stellen.
Der Gründer von Frankreichs rechtsextremer Partei Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, hat laut einem Medienbericht auf einem geheimen Konto in der Schweiz 2,2 Millionen Euro gehortet. Le Pen habe das Geld über eine Treuhandgesellschaft, als deren Rechtsvertreter sein persönlicher Assistent Gerald Gérin eingesetzt worden sei, bei der Großbank HSBC und später bei der schweizerischen Privatbank CBH angelegt, berichtete das Online-Nachrichtenmagazin "Mediapart". 1,7 Millionen Euro davon seien in Form von Goldbarren und Münzen angelegt worden.
In dem Bericht wird ein Brief aus dem Jahr 2008 zitiert. In ihm wird Gérin als Bevollmächtigter der Treuhandgesellschaft genannt. Dieses Schreiben sei der Justiz übergeben worden. Bei der Treuhandgesellschaft handelt es sich dem Bericht zufolge um Balerton Marketing Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Zunächst hätten die Gelder auf einem HSBC-Konto gelegen, dieses sei aber im Mai 2014 geschlossen worden. Das Guthaben sei auf die Bahamas auf ein Konto von CBH transferiert worden. Die Staatsanwaltschaft Nanterre hat die Ermittlungen aufgenommen.
Auch die Hohe Behörde für Transparenz im öffentlichen Leben (HATVP) - eine Antikorruptionseinrichtung in Frankreich - nimmt nun nach Angaben aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen die Vermögenserklärung des Europaabgeordneten Le Pen unter die Lupe. Es gebe den Verdacht, dass es eine Treuhandgesellschaft in der Schweiz gebe, aber bislang sei nicht bewiesen, dass Le Pen Nutznießer sei. Im April 2013 hatte Le Pen zugegeben, 1981 ein Konto bei der Schweizer Bank UBS gehabt zu haben. Außerdem ermittelt die Justiz seit Ende 2013 gegen Le Pen wegen nicht deklarierten Vermögens in Höhe von 1,1 Millionen Euro.
Tochter Marine erwartet eine Erklärung
Le Pen und sein Umfeld wollten sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht zu dem Bericht äußern. Auch die Bankhäuser HSBC und CBH wollten keine Stellungnahme abgeben. FN-Vizechef Florian Philippot sagte dem Sender iTELE, er sei über die Angelegenheit "überhaupt nicht auf dem Laufenden". "Ich weiß überhaupt nicht, ob das wahr ist, es erscheint mir merkwürdig, da ich Jean-Marie Le Pen kenne." Philippot fügte hinzu, er habe mit Le Pens Tochter, FN-Chefin Marine Le Pen, am Telefon über die Angelegenheit gesprochen. Diese sei "sehr überrascht". Sie wisse ebenfalls nichts darüber und erwarte "wie wir alle Aufklärung und Erklärungen von Jean-Marie Le Pen".
Die neuen Vorwürfe treffen Le Pen kurz nach einer Fehde mit seiner Tochter um den Kurs der FN. Weil er zum wiederholten Male die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als "Detail" der Geschichte bezeichnet hatte, brach die Parteichefin diesen Monat mit ihrem 86-jährigen Vater und zwang ihn zum Verzicht auf eine Spitzenkandidatur bei den Regionalwahlen im Dezember. Marine Le Pen versucht, ihrer Partei ein respektableres Ansehen zu geben und sie für eine breitere Schicht wählbar zu machen. Ihr wegen rassistischer und antisemitischer Äußerungen mehrfach verurteilter Vater hatte die rechtsextreme Front National 1972 mit gegründet und dann vier Jahrzehnte lang geführt. Anfang 2011 trat er den Parteivorsitz an Marine Le Pen ab.
Quelle: ntv.de, jog/AFP