Militär steht offenbar vor Syrte Libyen meldet Erfolge gegen den IS
06.06.2016, 18:18 Uhr
Ob und wann die libysche Armee in Syrte einrücken wird, ist noch nicht bekannt.
(Foto: dpa)
Bis vor wenigen Wochen schien der Vormarsch des erstarkten IS in Libyen nur schwer aufzuhalten zu sein. Nun stehen Milizen der libyschen Einheitsregierung vor der Dschihadisten-Hochburg Syrte. Die Frage ist, welche Rolle das westliche Militär spielt.
Die neue Einheitsregierung in Libyen scheint die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in dem Bürgerkriegsland in die Defensive zu drängen. Verbündete Milizen rückten bis auf wenige Kilometer an die IS-Hochburg Syrte heran, sagte ein Militärsprecher der Einheitsregierung. Die Stadt ist das Machtzentrum des libyschen Ablegers der Dschihadisten. Gebiete westlich und südwestlich von Syrte, darunter der Flughafen, seien eingenommen. "Wir haben es geschafft, sie zum Rückzug in die Stadt zu zwingen", erklärte der Sprecher. Schiffe vor der Küstenstadt sollen den IS-Kämpfern die Flucht über das Mittelmeer unmöglich machen.
Diplomaten gingen zuletzt davon aus, dass sich in Syrte und Umgebung Tausende Dschihadisten aufhalten. Der libysche IS-Ableger gilt als mächtigster Außenposten der Dschihadisten und als Sammelbecken für Kader aus dem IS-Kerngebiet in Syrien und dem Irak. Die von den Vereinten Nationen vermittelte Einheitsregierung soll zwei rivalisierende Führungen im Land ersetzen. Sie nahm ihre Arbeit in Tripolis im März ohne die offizielle Zustimmung der Regierung im ostlibyschen Tobruk auf, wurde international aber faktisch anerkannt. In den vergangenen Wochen konnten einflussreiche Milizen, die sich der neuen Regierung anschlossen, die Dschihadisten auch in anderen Gebieten in Libyen zurückdrängen.
Westliches Militär nur teilweise erwünscht
Auch Kräfte, die die Regierung in Tobruk unterstützen, rücken vom Süden auf Syrte vor. Die Denkfabrik Crisis Group warnte deshalb kürzlich vor Konflikten der Milizen um die Ölfelder in der Region. Berichten zufolge befinden sich seit einiger Zeit westliche Militärangehörige im Land. Wie sie in den Kampf eingebunden sind, ist allerdings weitgehend unklar.
Westliche Militärmächte planen Berichten zufolge seit Monaten einen Einsatz in Libyen, um die Ausbreitung des IS zu stoppen. Dies lehnte Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch, der der Einheitsregierung vorsteht, allerdings ab. Anders als von manchen Medien behauptet, wünsche sich seine Regierung keine Kampfhilfe durch Bodentruppen und auch keine Luftangriffe ausländischer Mächte, hatte Sarradsch dem französischen "Journal du Dimanche" gesagt. Unterstützung werde in Form von Satellitenaufklärung, Geheimdienstinformationen und "technischen Hilfen" benötigt.
Der nordafrikanische Staat kommt seit dem mit westlicher Militärhilfe erreichten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 nicht zur Ruhe. Die IS-Miliz hatte den Zerfall der Zentralmacht ausgenutzt, um sich immer weiter auszubreiten. Sie kontrolliert einen mehr als 100 Kilometer langen Küstenstreifen um Syrte.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa