Amerikaner fangen Abu Anas al-Libi Libysche Regierung spricht von "Entführung"
07.10.2013, 16:15 UhrUS-Spezialeinheiten verschleppen in Tripolis einen hochrangigen Al-Kaida-Terroristen. Während dieser auf einem Schiff im Mittelmeer verhört wird, erhebt Libyen Vorwürfe gegen die USA. Eine ähnliche US-Aktion in Somalia hingegen ist offenbar gründlich misslungen.
Die USA haben den Überraschungscoup gegen den Top-Terroristen Abu Anas al-Libi in Libyen als legal verteidigt. Nach Angaben von Regierungsbeamten in Washington wird der 49-jährige Al-Kaida-Mann auf dem US-Marineschiff "San Antonio" im Mittelmeer festgehalten und verhört. Er werde ein ordentliches Gerichtsverfahren bekommen, betonte US-Außenminister John Kerry am Rande des Gipfels der Pazifikanrainerstaaten (Apec) auf der indonesischen Insel Bali.
Al-Libi, der wegen der Anschläge auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 mit 224 Todesopfern international gesucht wurde, war am Wochenende mitten in der Hauptstadt Tripolis von Eliteeinheiten gefasst worden. Der Computerexperte war einer der meistgesuchten Terroristen weltweit. US-Experten erhoffen sich von ihm Insider-Informationen über das Terrornetzwerk Al-Kaida.
Libysche Regierung spricht von Entführung
Nach Angaben des Nachrichtensenders CNN könnte es Wochen dauern, bis Al-Libi nach New York gebracht wird, wo ihm wohl der Prozess gemacht werden soll. Seine Ehefrau sagte dem US-Sender, ihr Mann habe die Al-Kaida bereits 1996 verlassen und nichts mit den Anschlägen auf die Botschaften zu tun. Die Frau schilderte, Maskierte hätten Al-Libi vor seinem Haus überwältigt, als er nach der Rückkehr von einem Gebet in seinem Auto gesessen habe. Einige von ihnen hätten Arabisch mit libyschem Dialekt gesprochen.
Auch nach regionalen Medienangaben sollen Libyer an der Gefangennahme beteiligt gewesen sein. Die libysche Übergangsregierung hatte die Aktion als Entführung bezeichnet und Aufklärung verlangt. Kerry sagte: "Menschen, die Terroranschläge verübt haben und angeklagt sind, müssen wissen, dass die USA alles in ihrer Macht stehende tun werden - alles, was legal und angemessen ist - um das Gesetz durchzusetzen". Washington und Tripolis berieten sich regelmäßig über Sicherheitsfragen und etwaige Anti-Terror-Einsätze.
Libi soll unbehelligt in Tripolis gelebt haben

Der Sohn des gefangenen Terroristen, Abdullah al-Ragieh, schildert Reportern in Tripolis die Gefangennahme seines Vaters Abu Anas al-Libi.
(Foto: REUTERS)
Größere Proteste gegen die Verschleppung des Terroristen blieben in Libyen zunächst aus, obwohl viele Menschen durch den Einsatz die staatliche Souveränität ihres Landes verletzt sehen.
Al-Libi war einer der meistgesuchten Terroristen weltweit. Im Jahr 2000 war er von einem Gericht in New York wegen seiner Schlüsselrolle bei den Anschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania) angeklagt worden. Bei den zeitgleichen Anschlägen im Jahr 1998 waren nach Angaben des US-Kongresses 224 Menschen getötet und Tausende verletzt worden. Wenige Tage vor dem Zugriff der Amerikaner hatten internationale Medien berichtet, Al-Libi lebe von den Behörden unbehelligt in Tripolis.
Aktion gegen Al-Schabaab in Somalia misslingt
Vage blieben die Angaben der Amerikaner über eine zweite Operation im Süden Somalias in der Nacht zum Samstag, die sich gegen einen Anführer der islamistischen Al-Schabaab-Miliz richtete. Diese gilt als Unterorganisation der Al-Kaida. Bei der Aktion in der somalischen Hafenstadt Barawe waren die US-Spezialkräfte nach Berichten von Augenzeugen unter Beschuss geraten und mussten sich zurückziehen, ohne den Al-Schabaab-Mann fassen zu können. Nach Medienberichten gab es bei dem Feuergefecht bis zu fünf Tote. Es sei aber unwahrscheinlich, dass das "Ziel" der Operation ums Leben gekommen sei. Dabei soll es sich um einen als "Ikrima" bekannten Mann handeln, einen der Terror-Top-Planer der Al-Schabaab.
Die "New York Times" und CNN berichteten weiter, "Ikrima" werde zwar nicht direkt mit dem jüngsten Angriff von Al-Schabaab-Terroristen auf ein Einkaufszentrum in Nairobi in Verbindung gebracht. Er sei aber ein Partner von zwei Al-Kaida-Kämpfern, die an dem Anschlag auf die US-Botschaft in Narobi und zwei Anschläge auf ein Hotel und eine Airline 2002 in Mombasa beteiligt gewesen seien, hieß es unter Berufung auf US-Regierungsbeamte.
"Ikrima" sei ein Top-Planer für Anschläge von Al-Schabaab außerhalb Somalias. Überlegungen, dass westliche Einrichtungen Ziel von Anschlägen ähnlich dem Angriff auf das Einkaufszentrum werden könnten, hätten die US-Regierung zu der Aktion vom Samstag bewogen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa