Richtungsentscheid gefordert Lucke kritisiert Nationalkonservative in AfD
21.03.2015, 19:56 Uhr
Lucke will auf dem Parteitag im Juni die Partei selbst über die Richtung entscheiden lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
"So kann ich mir die AfD nicht vorstellen", schreibt AfD-Chef Lucke in einem Rundbrief. Gemeint sind die Vorstellungen des nationalkonservativen Parteiflügels. Lucke setzt nun auf eine Richtungsentscheidung auf dem Parteitag.
In der AfD eskaliert der Machtkampf zwischen dem nationalkonservativen und dem wirtschaftsliberalen Flügel: Bernd Lucke fordert die Parteimitglieder zu einer Richtungsentscheidung beim Parteitag im Juni auf.
In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Rundschreiben hält der AfD-Mitbegründer der nationalkonservativen Strömung die Einengung auf rechtspopulistische Themen vor: "Die Erfurter Resolution atmet den Geist einer grundsätzlichen Systemkritik bei gleichzeitiger Verengung der politischen Stoßrichtung auf wenige Themen, die mit Schlagworten wie Gender, Multikulti und 'Gesellschaftsexperimente' beschrieben werden."
In der kürzlich von mehreren AfD-Mitgliedern, die zum nationalkonservativen Flügel gerechnet werden, verabschiedeten "Erfurter Resolution" wird unter anderem beklagt, die AfD habe "sich von bürgerlichen Protestbewegungen ferngehalten und in vorauseilendem Gehorsam sogar distanziert". Damit wird auf die islamkritische Pegida-Bewegung angespielt.
"So kann ich mir die AfD nicht vorstellen"
Die AfD-Chefs in Sachsen und Brandenburg, Frauke Petry und Alexander Gauland, hatten den Kontakt zu Pegida gesucht. Sie gehören wie der Thüringer AfD-Chef Björn Hocke - einer der Initiatoren der "Erfurter Resolution" - zu den führenden Köpfen des nationalkonservativen Flügels.
In der Resolution wird auch der Vorwurf erhoben, die AfD passe sich immer mehr dem "etablierten Politikbetrieb an: dem Technokratentum, der Feigheit und dem Verrat an den Interessen unseres Landes". Die Autoren verstehen die AfD jedoch als "Widerstandsbewegung gegen die weitere Aushöhlung der Souveränität und der Identität Deutschlands".
Dagegen erklärte Lucke: "Es ist eine andere AfD, die in der Erfurter Resolution gefordert wird, und ich bekenne offen: So kann ich mir die AfD nicht vorstellen." Bei den Vorstandswahlen auf dem Parteitag im Juni rechne er mit Kandidaten, die für die konkurrierenden Flügel stünden. "Diese Richtungsentscheidung sollte meiner Meinung nach von den Mitgliedern selbst und nicht lediglich von Delegierten getroffen werden", erklärte Lucke.
Lucke setzt auf Mitgliederparteitag
Ursprünglich wollte die AfD zu ihrem Parteitag im Juni nur Delegierte einladen und nicht alle Mitglieder, denn dies hatte beim Parteitag in Bremen die Kosten in die Höhe getrieben, obwohl nur ein paar Tausend der rund 20.000 Mitglieder gekommen waren.
Lucke kann jedoch bei einem Mitgliederparteitag mit einem starken Rückhalt rechnen. Jedenfalls konnte er sich in Bremen mit großer Mehrheit gegen seine Gegner durchsetzen. Beim Parteitag im Juni soll die derzeitige Parteispitze auf zwei Vorsitzende verkleinert werden. Derzeit wird die AfD von einem Trio geführt: Lucke, Petry und Konrad Adam. Im Dezember soll dann derjenige des neuen Führungsduos mit den meisten Stimmen alleiniger Parteichef werden. Lucke hat seine Kandidatur bereits angekündigt.
Quelle: ntv.de, mli/rts