Politik

"Mit großer Wahrscheinlichkeit" MH17-Ermittler identifizieren Raketenteile

Die Ermittlungen werden in den Niederlanden geführt, weil die meisten Opfer des Absturzes von dort stammen.

Die Ermittlungen werden in den Niederlanden geführt, weil die meisten Opfer des Absturzes von dort stammen.

(Foto: AP)

Vor mehr als einem Jahr reißt Flug MH17 fast 300 Menschen in den Tod. Noch immer fehlen eindeutige Beweise, wer für die Tat die Verantwortung trägt. Inmitten der Trümmer stoßen Ermittler auf Reste einer russischen Rakete.

Mehr als ein Jahr nach dem Abschuss des Fluges MH17 über der Ukraine mit 298 Toten haben internationale Ermittler Ergebnisse aus der Untersuchung von Trümmerteilen vorgelegt, die bei einer Bergungsmission in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Absturzregion inmitten von Wrackteilen der Unglücksmaschine sichergestellt worden waren.

Die fraglichen Überreste gehören "mit großer Wahrscheinlichkeit" zu einem russischen Buk-Raketensystem, wie die Staatsanwaltschaft und der zuständige Untersuchungsrat für Sicherheit (OVV) bekanntgaben. Die Trümmerteile seien bereits bei einem der ersten Besuche niederländischer Experten an der Absturzstelle der Boeing-777 der Malaysia Airlines in der Ostukraine sichergestellt worden.

Die Ermittler bleiben allerdings vorsichtig: Offiziell heißt es, sie hätten "möglicherweise" Teile einer russischen Buk-Rakete identifiziert. Wie die niederländische Ermittlungsbehörde OVV mitteilte, untersuchen die Experten "mehrere Teile, die möglicherweise von einem BUK Boden-Luft-Abwehrsystem stammen".

Die Teile könnten "möglicherweise mehr Informationen dazu liefern, wer in den Absturz von MH17 verwickelt war", hieß es in der Erklärung weiter. Um die Fragmente weiter zu untersuchen, setze das internationale Ermittlerteam auf die Unterstützung von Waffenexperten aus aller Welt.

Wer trägt die Verantwortung?

Hintergrund sind die strafrechtlichen Ermittlungen zu dem Absturz. Die Ermittlungen werden in den Niederlanden geführt, weil die meisten Opfer Bürger dieses EU-Landes waren - und weil vor Ort staatliche Strukturen fehlen, um ein ordnungsgemäßes Verfahren sicherzustellen.

In einem vorläufigen Bericht aus den Niederlanden vom September 2014 hatte es geheißen, die Schäden an dem Flugzeug seien offenbar von einer "großen Zahl von Objekten verursacht worden, die das Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit von außen durchdrangen". Dieser Befund passt zur These, MH17 sei von der Splitterwolke einer Flugabwehrrakete vom Typ Buk getroffen worden.

Rechtshilfe aus Moskau

Die Niederlande hätten Russland im Zuge eines Rechtshilfegesuchs um Unterstützung durch den russischen Hersteller von Buk-Raketen gebeten, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP. Ob es darauf aus Moskau eine Antwort gab, sei nicht bekannt.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor bereits erklärt, es sei das "wahrscheinlichste Szenario", dass MH17 mit Hilfe eines Luftabwehrsystems Buk abgeschossen wurde. Mit der Identifizierung von Überresten eines solchen Waffensystems in den Wrackteilen der Unglücksmaschine liegen jetzt erstmals Beweise vor, wie genau es zu dem Absturz der Verkehrsmaschine kam.

Offen ist damit allerdings noch, wer letztlich die Verantwortung für den Tod hunderter unbeteiligter Zivilisten trägt. Westliche Experten halten es für wenig wahrscheinlich, dass die prorussischen Separatisten ohne Hilfe von außen in der Lage gewesen sein könnten, eine Hightech-Abwehrrakete wie das Buk-System abzufeuern.

Beim Absturz der Maschine mit der Flugnummer MH17 waren am 17. Juli 2014 alle 298 Insassen ums Leben gekommen. Die Boeing 777 war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Niederländer. Die ukrainische Regierung und der Westen vermuten, dass prorussische Rebellen die Maschine mit einer von Russland gelieferten Boden-Luft-Rakete abgeschossen haben. Moskau und die Rebellen schreiben die Verantwortung hingegen Kiew zu.

Russland hatte erst kürzlich die Einrichtung eines UN-Tribunals zur Ahndung des Vorfalls mit seinem Veto im UN-Sicherheitsrat blockiert. Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin zweifelte an der Unabhängigkeit einer UN-Untersuchung. Die niederländische Ermittlungsbehörde OVV will ihren Abschlussbericht zur genauen Absturzursache im Oktober veröffentlichen.

Quelle: ntv.de, mmo/jgu/dpa/AFP

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