Politik

Der Präsident, ein Grapscher? #MeToo-Debatte erreicht Donald Trump

US-Präsident Trump bei einem Schwätzchen mit dem Frauen-Softballteam von Oklahoma.

US-Präsident Trump bei einem Schwätzchen mit dem Frauen-Softballteam von Oklahoma.

(Foto: REUTERS)

Schon während des US-Präsidentschaftswahlkampfes erklären mehrere Frauen, sie seien von Donald Trump belästigt worden. Er dementiert - und wird gewählt. Nun fragen dieselben Frauen: Warum gelten in #MeToo-Zeiten für Trump andere Standards?

Die #MeToo-Debatte in den Vereinigten Staaten holt nun auch US-Präsident Donald Trump ein: Am Montag erneuerten drei Frauen ihre Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Republikaner und forderten eine Untersuchung der Vorwürfe durch den US-Kongress. Auf den Präsidenten müsse derselbe Standard angewendet werden wie auf Filmmogul Harvey Weinstein und andere beschuldigte Männer, sagte Rachel Crooks - eine der Frauen, die von Trump belästigt worden sein sollen. Die Parlamentarier müssten "ihre Parteizugehörigkeiten zurückstellen" und Trumps Vorgeschichte sexuellen Fehlverhaltens untersuchen.

Rachel Crooks, Jessica Leeds und Samantha Holvey (v.l.n.r.) fordern eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Trump.

Rachel Crooks, Jessica Leeds und Samantha Holvey (v.l.n.r.) fordern eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Trump.

(Foto: REUTERS)

Crooks war nach eigener Schilderung im Jahr 2005 bei einer Begegnung im New Yorker Trump Tower von dem Immobilienmogul gegen ihren Willen auf den Mund geküsst worden. Die beiden anderen Frauen - Jessica Leeds und Samantha Holvey - werfen dem Präsidenten ebenfalls unangemessenes Verhalten vor. Leeds sagte, sie sei von Trump während eines Fluges betatscht worden, als sie zufällig neben ihm saß. Holvey war einst Kandidatin beim Schönheitswettbewerb "Miss USA", als dieser zum Trump-Imperium gehörte.

Ihren Angaben zufolge war Trump damals ohne Ankündigung in die Umkleideräume gekommen, als sich die Frauen gerade umziehen wollten. Trump hatte dazu erklärt, er habe damals nur sehen wollen, ob "alles in Ordnung" ist. Die Vorwürfe von Crooks und Leeds hatte er zurückgewiesen und im Falle von Leeds auf einen Entlastungszeugen verwiesen: Anthony Gilberthorpe soll auf dem Flug dabei gewesen sein - und nichts gesehen haben. Britischen Medien ist Gilberthorpe bereits bekannt, weil er Mitglieder des Thatcher-Kabinetts 2014 beschuldigt hatte, an pädophilen Parties teilgenommen zu haben.

Weißes Haus dementiert Vorwürfe

Trumps Sprecherin, Sarah Sanders, erklärte die Angelegenheit erneut für erledigt. Die US-Bürger hätten die Vorwürfe bereits vor der Wahl Trumps zum Präsidenten gekannt und ihr Urteil darüber gefällt. "Wir denken, dass wir die Sache nun hinter uns lassen können", sagte Sanders.

Die Belästigungsvorwürfe gegen Trump waren während des Wahlkampfs 2016 aufgekommen. Neben Beschuldigungen von mindestens 15 Frauen, Trump habe sie belästigt oder sich ihnen gegenüber unanständig verhalten, wurde damals auch ein Videomitschnitt veröffentlicht, der Trump in die Bredouille brachte. Der Unternehmer und TV-Star prahlte laut Aufzeichnung damit, Frauen küssen und zwischen die Beine greifen zu können, ohne dass sie sich wehren könnten. Trump versuchte damals, die Aussage als "Männergerede in der Umkleide" herunterzuspielen. Leeds beklagte nun, der Fall Harvey Weinstein zeige, dass manche Männer inzwischen für ihr sexuelles Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen würden. "Aber den Präsidenten ziehen wir nicht zur Rechenschaft!"

Trump begrüßt #MeToo-Debatte

In den vergangenen Tagen hatten drei Mitglieder von Senat und Repräsentantenhaus infolge von Belästigungsvorwürfen ihren Abgang aus dem Kongress erklärt - darunter auch der demokratische Senator Al Franken. Dieser erklärte, sein Rücktritt entbehre nicht einer gewissen Ironie, sitze doch im Weißen Haus jemand, der auf Tonband mit sexuellen Übergriffen geprahlt habe. Auch Franken hat die Anschuldigungen gegen ihn als falsch zurückgewiesen.

Donald Trump haben die Anschuldigung gegen ihn selbst derweil nicht daran gehindert, den ebenfalls mit Belästigungsvorwürfen konfrontierten Senatskandidaten Roy Moore zu unterstützen. Der ultrakonservative Republikaner tritt im Südstaat Alabama bei einer Nachwahl zur Kammer des US-Kongresses an. Moore soll 1979 eine 14-Jährige dazu genötigt haben, seinen Penis anzufassen. Trump sagte dazu: "Roy Moore streitet es ab, das ist alles, was ich sagen kann. Er streitet es ganz und gar ab." Auch zur #MeToo-Debatte äußerte sich der Präsident nach Wochen. Frauen seien etwas Besonderes, sagte er. Dass nun viele Dinge ans Licht kämen, sei "gut für die Gesellschaft".

Quelle: ntv.de, jug/AFP

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