Mord in syrischen Gefängnissen Menschenrechtler untermauern Folter-Bericht
10.02.2017, 16:48 Uhr
Zentrum der Folter soll das Militärgefängnis von Sednaja, 30km nördlich von Damaskus, sein.
(Foto: dpa)
Ein Amnesty-Bericht schildert, wie das Assad-Regime Häftlinge zu Tode quält und Tausende Menschen erhängt. Während Menschenrechtler diese Beobachtungen untermauern, wehrt Syriens Präsident ab: "Wir leben in einer Fake-News-Ära."
Der jüngste Bericht von Amnesty International über schockierende Gräueltaten in syrischen Militärgefängnissen deckt sich mit Beobachtungen von UN-Menschenrechtsbeauftragten. Das sagte der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros in Genf, Rupert Colville.
Das Büro könne zu den von Amnesty genannten Zahlen zwar nichts sagen. Quellen hätten der UN-Organisation aber ebenfalls von Folter und unmenschlichen Zuständen in zahlreichen Gefängnissen berichtet, auch in dem von Amnesty genannten Militärgefängnis Saidnaja nördlich der Hauptstadt Damaskus.
Nach Amnesty-Recherchen sollen dort auf Geheiß der syrischen Regierung von 2011 bis 2015 bis zu 13.000 Menschen erhängt worden sein. Geständnisse seien durch Folter erzwungen worden. Die 2011 eingesetzte unabhängige Syrien-Kommission des UN-Menschenrechtsrats schrieb in ihrem Bericht im Februar 2016: "Es gab Dutzende Berichte über Todesfälle im Saidnaja-Gefängnis. Gefangene seien von Wachen zu Tode geprügelt worden oder an behandelbaren Krankheiten gestorben."
Assad dementiert: Wir leben in einer Fake-News-Ära
Bei den Massenhinrichtungen seien routinemäßig über fünf Jahre hinweg jede Woche oder oft zweimal in der Woche Gruppen von bis zu 50 Menschen unter größter Geheimhaltung nachts gehängt worden. Es gebe starken Grund zur Annahme, dass diese Praxis bis heute anhalte.
Dem Bericht zufolge wurden die Insassen vor der Hinrichtung in Schnellverfahren von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Die Urteile basierten auf falschen Geständnissen, die Gefangene unter Folter gegeben hätten. Der Bericht stützt sich nach Angaben von Amnesty auf Interviews mit 84 Zeugen, darunter mit früheren Wächtern und Offiziellen, Insassen, Richtern und Anwälten.
Syriens Präsident Baschar al-Assad hingegen wies den Amnesty-Bericht als falsch und unausgewogen zurück. Es gebe nicht den kleinsten Beweis für die Behauptungen, sagte er in einem Interview mit Yahoo News. "Man kann heutzutage alles fälschen. Wir leben in einer Fake-News-Ära." Am Mittwoch hatte bereits Syriens Justizministerium erklärt, die Vorwürfe von Amnesty entbehrten jeder Grundlage.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa