Politik

Positionen in der Südukraine Moskaus Kämpfer verraten eigene Abwehrstellungen

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Rustem Temirkaev (r.) vor einer russischen Stellung nördlich von Tokmak

Rustem Temirkaev (r.) vor einer russischen Stellung nördlich von Tokmak

(Foto: VKontakte/ Rustem Temirkaev)

Im Süden der Ukraine stoßen Kiews Streitkräfte langsam auf die russischen Verteidigungslinien vor. Mit Fotos in den sozialen Medien geben Moskaus Kämpfer einen Blick auf die Anlagen und verraten einige Details.

Aus der Vogelperspektive sind die russischen Verteidigungsanlagen im Süden der Ukraine dank Satellitenaufnahmen bereits gut dokumentiert. Im Netz veröffentlichte Fotos russischer Kämpfer geben nun einen Eindruck davon, wie die Befestigungen aus nächster Nähe aussehen und wer sie verteidigt. Ein Rechercheteam des Senders Radio Liberty ist den Spuren gefolgt und hat entsprechende Aufnahmen ausgewertet.

Bei den Kämpfern, die die Fotos aus ihrem Alltag in den sozialen Netzwerken veröffentlichten, handelt es sich um Männer, die in Tschetschenien ausgebildet wurden. Einer von ihnen ist laut Radio Liberty der aus dem russischen Stawropol stammende Rustem Temirkaev. Der 38-Jährige sei an der "Russischen Universität für Spezialeinheiten" (RUS) im tschetschenischen Gudermes auf den Krieg vorbereitet worden.

Mitte Mai postete Temirkaev im Netzwerk VKontakte ein Foto, das ihn mit einem Kameraden in der ukrainischen Region Saporischja vor einer russischen Stellung zeigt. Die Journalisten konnten den Ort der Aufnahme lokalisieren. Demnach entstand das Bild an einer Verteidigungsanlage etwa 14 Kilometer nordöstlich des strategischen Verkehrsknotenpunktes Tokmak.

Die unabhängige exilrussische Recherchegruppe Conflict Intelligence Team (CIT) geht davon aus, dass es sich bei der im Foto gezeigten Anlage um eine Geschützstellung handelt. Hinter Temirkaev seien Panzersperren aus Beton und eine getarnte Panzerabwehrkanone vom Typ MT-12 aus sowjetischer Produktion sowie Munitionskisten zu erkennen. Auf einem weiteren Foto von Temirkaev, welches am selben Ort entstand, sind im Hintergrund Armeelastwagen zu sehen, die in einem Waldstück parken.

Ein weiterer Kämpfer, der identifiziert werden konnte, ist Daniil Smatrov aus der Stadt Tschernogorsk, die in der Teilrepublik Chakassien liegt. Wie Temirkaev ist auch Smatrov in Gudermes trainiert worden, schreibt Radio Liberty. Am 21. Juni postete er bei VKontakte Bilder, die ihn in einer Stellung zwischen den Dörfern Nowoprokopiwka und Robotyne rund 23 Kilometer nördlich von Tokmak zeigen.

Die "Russische Universität für Spezialeinheiten" wurde 2013 gegründet. Die dort trainierten Kämpfer bilden den Grundstock für die sogenannten Achmat-Spezialeinheiten, die eng mit dem russischen Verteidigungsministerium zusammenarbeiten und dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow unterstellt sind, berichtet Radio Liberty. Nach Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 seien die Behörden dazu übergegangen, in ganz Russland Söldner für die Einheiten anzuwerben.

Der Dienst sei bei den Söldnern wegen der hohen Gehälter und der vergleichsweise hohen Chance, den Kriegsdienst zu überleben, sehr beliebt. "Unsere Quellen bestätigen, dass sie nicht in direkte Kampfhandlungen verwickelt sind", sagt der Politik-Experte Mairbek Vatchagaev gegenüber Radio Liberty.

Quelle: ntv.de, jpe

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