Angeblich geplanter Auftritt NRW-Hallenbetreiber sagen Erdogan ab
21.06.2017, 19:45 Uhr
Der türkische Präsident will nach dem G20-Gipfel angeblich vor seinen Anhängern in Deutschland sprechen.
(Foto: imago/Xinhua)
Nach dem G20-Gipfel will der türkische Präsident Erdogan offenbar vor seinen Anhängern in Nordrhein-Westfalen sprechen: Doch einen Veranstaltungsort für seinen Auftritt zu finden, gestaltet sich schwierig. Aus drei Städten gibt es bereits Absagen.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will seine Teilnahme am G20-Gipfel im Juli in Hamburg offenbar auch für einen Auftritt vor seinen Anhängern nutzen. Anscheinend gibt es aber Probleme, einen geeigneten Ort dafür zu finden: Für einen angefragten Termin am 9. Juli stehe die Dortmunder Westfalenhalle nicht zur Verfügung, sagte ein Sprecher des Veranstaltungszentrums. Die Halle sei an diesem Tag bereits belegt. Auch die König-Pilsner-Arena in Oberhausen erteilte einer Anfrage für eine Veranstaltung mit Erdogan eine Absage.
In der Sommerpause könne die Halle wegen Renovierungs- und Umbauarbeiten nicht genutzt werden, sagte ein Sprecher. Mit "jährlich stattfindenden Sanierungsarbeiten argumentierte auch der Betreiber des ISS-Dome in Düsseldorf. Auch er beschied eine entsprechende Anfrage für den 9. Juli abschlägig, wie die "Rheinische Post" vorab berichtete. Vor dem türkischen Verfassungsreferendum im April hatten Auftritte türkischer Regierungsvertreter in Deutschland zu einer schweren Krise zwischen Ankara und Berlin geführt.
Die Westfalenhallen hätten am Dienstag eine Anfrage für eine Veranstaltung erhalten, an der Erdogan teilnehmen solle, sagte der Sprecher. In der Halle liefen zu dem geplanten Termin aber Aufbauarbeiten für eine andere Veranstaltung. Wer die Anfrage gestellt habe, wollte der Sprecher nicht sagen. Nach einem Bericht der Dortmunder "Ruhr Nachrichten" soll es sich um ein Event-Unternehmen aus Ankara handeln.
Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" war auch ein Auftritt Erdogans in Köln im Gespräch. Stefan Löcher, Geschäftsführer der Kölner Lanxess-Arena, bestätigte laut Zeitungsbericht eine Anfrage von türkischer Seite. Einen Auftritt des türkischen Staatspräsidenten werde es aber auch dort einstweilen nicht geben. "Für Herrn Erdogan haben wir momentan keinen Platz frei", sagte Löcher der Zeitung weiter.
Linke fordert Auftrittsverbot
Erdogan nimmt am 7. und 8. Juli am G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Wirtschaftsmächte in Hamburg teil. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, man habe "bislang von der türkischen Seite keine förmliche Anfrage" für einen Erdogan-Auftritt in Deutschland erhalten. Auch die türkische Botschaft in Berlin konnte solche Pläne nicht bestätigen. "Darüber haben wir keine Informationen", sagte ein Sprecher.
Im Streit um Auftritte von türkischen Regierungsvertretern in Deutschland, die teilweise verhindert worden waren, hatte Erdogan Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen März die Anwendung von "Nazi-Methoden" vorgeworfen. Die Linkspartei forderte ein Auftrittsverbot. "Die Bundesregierung darf einen geplanten Propagandaauftritt des türkischen Präsidenten in Deutschland nicht zulassen", erklärte die Außenpolitikerin Sevim Dagdelen. "Es wäre hanebüchen, wenn Erdogan sich hierzulande von seinen Anhängern feiern lassen kann, während er in der Türkei seine Kritiker mit absurden Vorwürfen einsperrt."
Der letzte Auftritt Erdogans vor Anhängern in Deutschland fand im Mai 2015 in Karlsruhe statt. Es war zugleich Erdogans erster öffentlicher Auftritt in Deutschland als Staatspräsident der Türkei.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP