Anschläge auf Flüchtlingsheime NRW-Minister spricht von "neuem Tätertyp"
04.07.2016, 15:41 Uhr
In Waltrop waren im Oktober 2015 Hakenkreuze und rechte Parolen auf eine Flüchtlingsunterkunft gesprüht worden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Allein in Nordrhein-Westfalen gab es seit Anfang des Jahres 114 Angriffe auf Flüchtlingsheime: Sorge bereitet Innenminister Ralf Jäger vor allem die rasante Radikalisierung der Täter - mehr als die Hälfte von ihnen sei zuvor nicht als rechtsextrem aufgefallen.
Bei Anschlägen auf Flüchtlingsheime in Nordrhein-Westfalen sind nach Beobachtungen des Landesverfassungsschutzes zwei von drei Prozent der Tatverdächtigen zuvor nicht in der organisierten rechtsextremen Szene aufgefallen. "Es gibt einen neuen Tätertyp, der sich schnell radikalisiert und die Schwelle von der Ideologie zum Anschlag ohne Zwischenschritte überspringt", warnte Landesinnenminister Ralf Jäger bei der Vorstellung des aktuellen NRW-Verfassungsschutzberichts in Düsseldorf.
Demnach gab es bis Anfang Juni im bevölkerungsreichsten Bundesland 114 politisch motivierte Taten gegen Flüchtlingsunterkünfte, 22 davon waren Gewaltdelikte. "Diese Turbo-Radikalisierung rechtzeitig zu erkennen, ist besonders schwierig", erklärte Jäger. Notwendig sei ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein. Alle seien aufgefordert, "für unsere Freiheit und Demokratie einzutreten".
Weiter hohe Gefahr durch Salafisten
Die Gefahr durch extremistische Salafisten weist der Bericht des NRW-Verfassungsschutzes weiter als hoch aus. "Der Terror kann heute jeden an fast jedem Ort treffen", betonte Jäger. Als Täter kämen Syrien-Rückkehrer, aber auch über Flüchtlingsrouten eingesickerte Extremisten oder von der Terrormiliz Islamischer Staat inspirierte Attentäter in Betracht, die mit einfachsten Mitteln plötzlich zuschlügen.
Jäger kündigte an, dass die Sicherheitsbehörden gegen politisch motivierte Gewalt weiter rigoros vorgehen würden. Die Menschen könnten sich darauf verlassen, "dass der Staat da zeigt, was in ihm steckt und sie schützt".
Quelle: ntv.de, jug/AFP