Drama-Rede 2012 Netanjahu überspitzte Iran-Informationen
24.02.2015, 10:30 Uhr
(Foto: AP)
In einer emotionalen Rede vor der UN-Vollversammlung sagt Israels Premier im September 2012, der Iran sei nur ein Jahr von der Atombombe entfernt. Eine Grundlage hatte diese Behauptung nie, wie eine jetzt veröffentlichte Geheimakte zeigt.
Mit der Warnung vor einer iranischen Atombombe hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Berichten zufolge Informationen seines eigenen Geheimdienstes stark zugespitzt. Der Mossad sei damals zu dem Schluss gekommen, dass der Iran "derzeit nicht die Aktivitäten ausführe, die zum Waffenbau notwendig sind", berichtet der britische "Guardian". Dies gehe aus geheimen Dokumenten hervor, die an den TV-Sender Al-Dschazira weitergegeben worden seien und der Zeitung vorlägen.
Hochrangige israelische Regierungskreise widersprachen dem Bericht. Die durchgestochenen Dokumente belegten, dass der Iran den Reaktorbau und die Uran-Anreicherung vorangetrieben habe und somit schneller in der Lage sein werde, eine Atombombe zu bauen.
Netanjahu hatte im September 2012 vor der UN-Vollversammlung in New York gesagt, der Iran werde spätestens im Folgejahr mit der letzten zum Waffenbau notwendigen Stufe der Uran-Anreicherung beginnen. Dazu hatte Netanjahu eine cartoonartige Zeichnung einer Bombe hochgehalten.
Der Streit um den militärischen oder zivilen Charakter des iranischen Atomprogramms schwelt seit zwölf Jahren. Bis Ende März soll bei Verhandlungen in Genf eine politische Einigung gefunden werden; bis Juli soll eine umfassende Lösung erreicht sein.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa