RTL/ntv-Trendbarometer Union und Linke legen leicht zu, Grüne verlieren
11.02.2025, 11:57 Uhr Artikel anhören
Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl gibt es zwischen den Parteien nur leichte Verschiebungen. Eine politisch denkbare Mehrheit im Bundestag hätten derzeit nur Schwarz-Rot und Schwarz-Grün. Die Linke ist vor allem bei jungen Leuten erfolgreich.
Die heiße Phase des Wahlkampfes ist bei den Wählerinnen und Wählern angekommen: 70 Prozent der Deutschen nennen die Bundestagswahl im aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer als wichtigstes Thema. Auf Platz zwei folgt mit weitem Abstand die ökonomische Lage (36 Prozent), dann das Thema Zuwanderung und die Lage in den USA (je 25 Prozent).
Bei der politischen Stimmung gibt es allerdings nur leichte Verschiebungen. Die jedoch sind bedeutsam: Die Linke legt in der von Forsa erhobenen Umfrage einen Punkt zu und ist damit über der Fünfprozenthürde. Und für die Union geht es nach ihrem Absacken in der Vorwoche wieder um einen Punkt aufwärts.
Die Grünen und die sonstigen Parteien verlieren jeweils einen Punkt. Unverändert sind die Werte für die SPD, die AfD, die FDP und das BSW. Die Liberalen und das Bündnis Sahra Wagenknecht wären nach aktuellem Stand nicht im nächsten Bundestag vertreten.
Für die Sozialdemokraten wiederum sind die 16 Prozent eine schlechte Nachricht: Diesen Wert haben sie mittlerweile in der fünften Woche. Der "Tabu- und Wortbruch" (so Olaf Scholz) von CDU-Chef Friedrich Merz, im Bundestag Mehrheiten mithilfe der AfD anzustreben, hat weder ihren Umfragewerten geholfen noch denen der Grünen. Lediglich die Linken scheinen profitiert zu haben.
Konkret könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen, wenn der Bundestag in dieser Woche gewählt würde: CDU/CSU 29 Prozent, AfD 20 Prozent, SPD 16 Prozent, Grüne 14 Prozent, Linke 6 Prozent, FDP 4 Prozent, BSW 4 Prozent. Auf die sonstigen Parteien entfallen zusammen 7 Prozent.
Der Anteil der Nichtwählerinnen und Nichtwähler sowie der Unentschlossenen entspricht mit 23 Prozent in etwa dem Anteil der Nichtwähler bei der letzten Bundestagswahl (23,4 Prozent).
Umgerechnet in Mandate sähe der Bundestag bei einem solchen Wahlergebnis so aus: Auf die CDU/CSU entfielen 215 Sitze, auf die AfD 148, auf die SPD 118, auf die Grünen 104, auf die Linke 44. Wegen einer Sonderregelung wäre der Südschleswigsche Wählerverband wahrscheinlich weiterhin mit einem Abgeordneten im Bundestag vertreten.
Nach der Wahlrechtsreform ist die Zahl der Sitze im Deutschen Bundestag auf 630 begrenzt. Eine Koalition bräuchte folglich 316 Stimmen - die sogenannte Kanzlermehrheit. Sowohl Union und SPD (zusammen 333 Mandate) als auch Union und Grüne (319) würden diese Schwelle schaffen, Schwarz-Grün allerdings nur knapp. Union und AfD hätten ebenfalls eine rechnerische Mehrheit. Allerdings haben CDU und CSU jede Form der Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausgeschlossen.
Der Erfolg der Linken geht offenbar vor allem zurück auf die jüngste Wählergruppe. Unter den 18- bis 29-Jährigen wollen 19 Prozent die Linke wählen. Damit liegt die Partei gemeinsam mit den Grünen in dieser Altersgruppe auf Platz eins. Die SPD schneidet bei den jungen Wählern deutlich schlechter ab als in allen Altersgruppen insgesamt.
In der Frage, wen die Deutschen zum Kanzler wählen würden, wenn das Amt durch eine Direktwahl besetzt würde, legt Unionskanzlerkandidat Merz um zwei Punkte zu. Gleichzeitig hat Merz im Politiker-Ranking von Forsa sechs Punkte verloren und kommt dort nur auf den neunten Platz. Vor ihm finden sich drei andere Unionspolitiker: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (Platz 2), der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (Platz 3) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (Platz 4).
Die unterschiedlichen Trends in der Kanzlerfrage und im Politiker-Ranking erklären sich aus den Vergleichszeiträumen. Das Politiker-Ranking wurde zuletzt vor drei Monaten erhoben; die sechs Punkte hat Merz im Vergleich zum November verloren. Die Kanzlerfrage stellt Forsa wöchentlich.
Für Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD würden sich aktuell 17 Prozent der Wähler entscheiden, wenn der Kanzler direkt gewählt würde statt vom Bundestag. Das ist ein Punkt mehr als in der Vorwoche. Für den Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck geht es ebenfalls um einen Punkt nach oben, auf 23 Prozent. AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel verliert einen Punkt. Für sie würden sich 15 Prozent der Wahlberechtigten entscheiden. Ein Fünftel der Wahlberechtigten (21 Prozent) würde keinen der vier Kandidaten zum Kanzler wählen.
Bei der politischen Kompetenz liegt die Union wie in den beiden vergangenen Wochen bei unverändert 16 Prozent. 10 Prozent der Wahlberechtigten nennen auf die Frage, wer mit den Problemen in Deutschland am besten fertig werde, die AfD, ein Minus von einem Punkt. Für die SPD geht es um einen Punkt rauf auf 9 Prozent, die Grünen stehen in der Frage nach der politischen Kompetenz unverändert bei 8 Prozent. 52 Prozent der Deutschen trauen keiner Partei die Lösung der Probleme im Land zu.
Die Daten zum RTL/ntv-Trendbarometer wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 4. und dem 10. Februar erhoben. Datenbasis: 2502 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte. Datenbasis für die Frage nach der politischen Kompetenz: 1005 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte. Datenbasis für die Parteipräferenzen der 18- bis 29-Jährigen: 1008 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, hvo/cwo