Politik

Entspannung auf der koreanischen Halbinsel? Norden will mit dem Süden reden

Kin Jong un bei einem der vielen inszenierten Besuchen staatlicher Fabriken: Der junge Diktator scheint wieder etwas friedlicher zu werden.

Kin Jong un bei einem der vielen inszenierten Besuchen staatlicher Fabriken: Der junge Diktator scheint wieder etwas friedlicher zu werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zuletzt sendete Pjöngjang reichlich kriegerische Signale nach Seoul. Gar von nuklearen Angriffen sprach das Kim-Regime. Jetzt hält ein etwas versöhnlicherer Ton Einzug in die koreanischen Beziehungen: Der Norden schlägt neue Familientreffen vor und will den gemeinsamen Industriekomplex Kaesong wieder eröffnen.

Nach monatelanger Eskalation sendet Nordkorea deutliche Signale der Entspannung an Südkorea: Pjöngjang bot seinem Nachbarn überraschend Gespräche über eine Wiedereröffnung des seit zwei Monaten geschlossenen gemeinsamen Industriekomplexes Kaesong sowie die Wiederaufnahme grenzüberschreitender Familientreffen an. Die südkoreanische Regierung begrüßte das Angebot.

Es stehe dem Süden frei, über Ort und Zeit des Treffens zu entscheiden, erklärte das für die Beziehungen zum Süden zuständige nordkoreanische Komitee für eine friedliche Wiedervereinigung Koreas. "Humanitäre Themen wie die Wiedervereinigung getrennter Familien und deren Angehöriger können bei den Gesprächen behandelt werden, wenn notwendig", hieß es in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung des Komitees.

Seoul geht auf Angebot ein

Sollte Südkorea positiv auf den Vorschlag reagieren, werde Pjöngjang die Rücknahme einer Reihe von Maßnahmen erwägen, erklärte das Wiedervereinigungskomitee weiter. Dazu gehöre auch die Wiederherstellung einer im März gekappten direkten Telefonverbindung für Krisenfälle. "Wenn die südkoreanischen Behörden wirklich Vertrauensbildung und eine Verbesserung der Beziehungen wollen, sollten sie diese Gelegenheit nicht verpassen", hieß es in der Erklärung.

Die südkoreanische Regierung sehe das Angebot aus Nordkorea positiv, erklärte das Vereinigungsministerium in Seoul in einer ersten Reaktion. Zu Zeit, Ort und Agenda der Gespräche will sich Südkorea zu einem späteren Zeitpunkt äußern. "Wir hoffen, dass Süd- und Nordkorea bei dieser Gelegenheit Vertrauen aufbauen können."

600.000 Südkoreaner wollen ihre Verwandten sehen

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit Monaten angespannt. Das isolierte kommunistische Nordkorea hatte Südkorea und den USA unter anderem mit Atomangriffen gedroht. Zuletzt schien sich die Lage auf der koreanischen Halbinsel jedoch wieder leicht zu entspannen. Nach US-Angaben zog Nordkorea in Position gebrachte Mittelstreckenraketen wieder ab.

In der grenznahen Sonderwirtschaftszone Kaesong auf nordkoreanischem Boden hatten sich seit 2004 mehr als 120 südkoreanische Firmen angesiedelt. Als weitere Eskalationsstufe im Konflikt mit dem Süden verweigerte die nordkoreanische Führung Südkoreanern seit Anfang April den Zugang. Die mehr als 50.000 dort tätigen nordkoreanischen Arbeiter wurden abgezogen.

In Mount Kumgang fanden in der Vergangenheit bereits Treffen von seit dem Koreakrieg getrennten Familien statt. Allein in Südkorea leben schätzungsweise 600.000 Menschen, die Verwandte in Nordkorea haben. Die beiden koreanischen Staaten befinden sich formell bis heute im Kriegszustand, weil nach dem Korea-Krieg nur ein Waffenstillstand, aber kein Friedensvertrag geschlossen wurde.

Quelle: ntv.de, AFP

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