Hacker-Einheit "Büro 121" Nordkorea verdoppelt seine Cyber-Armee
06.01.2015, 21:03 Uhr
Kim Jong Un mit Untergebenen.
(Foto: REUTERS)
Nordkorea will die Zahl seiner militärischen Computerspezialisten verdoppeln und Ende des Jahres mit 6000 Hackern einen Krieg im Netz führen können. Das schätzt der südkoreanische Geheimdienst - und hat noch eine andere Befürchtung.
Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärgeheimdienstes seine Spezialtruppen für Angriffe über das Internet binnen Jahresfrist auf 6000 Soldaten verdoppelt. Aufgabe der "Büro 121" genannten Einheit seien Attacken, die in Südkorea zum Stillstand von Maschinen und zu "psychologischen Schocks" führen sollen, teilte das südkoreanische Verteidigungsministerium mit.
Die USA werfen Nordkorea einen Hacker-Angriff auf das Film-Studio Sony Pictures vor, das eine Satire über den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un veröffentlichen wollte. Teilweise kompromittierende Interna des Filmstudios wurden im firmeninternen Netzwerk ausgespäht und veröffentlicht. Nordkorea hat erklärt, nichts mit dem Fall zu tun zu haben.
Das "Büro 121" wird nach südkoreanischen Angaben seit Jahren vom nordkoreanischen Militärgeheimnis aufgebaut. Dort sollen demnach einige der talentiertesten Computerexperten des Landes arbeiten. Überläufer aus Nordkorea sollen erklärt haben, Angriffsziele der Programmierer könnten Telekommunikationseinrichtungen und das Stromnetz in Südkorea sein.
Technologie für Atomsprengkopf vorhanden?
2013 warf Südkorea Nordkorea vor, hinter Hacker-Angriffen auf Banken und Rundfunksender zu stecken. Zwischen beiden Staaten auf der koreanischen Halbinsel herrscht seit sechs Jahrzehnten ein Waffenstillstand, offiziell befinden sie sich noch im Kriegszustand.
Nach Ansicht der südkoreanischen Regierung hat Nordkorea außerdem inzwischen die "maßgebliche" Technologie, um einen kleinen Atomsprengkopf zur Bestückung einer Rakete zu bauen. Die Fähigkeiten des Landes zur Herstellung einer derartigen Waffe hätten ein "bedeutsames Maß" erreicht, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Seoul. Pjöngjang verfüge zudem vermutlich über 40 Kilogramm waffentauglichen Urans aus der Wiederaufbereitung von Brennstäben und arbeite an Anreicherungstechniken.
Nordkorea hatte zuletzt drei Atomtests vorgenommen, den bislang letzten im Februar vergangenen Jahres. Südkorea befürchtet zudem, dass das Land inzwischen über die nötigen Mittel verfügt, Langstreckenraketen zu bauen, die das US-Festland treffen könnten.
Im Jahr 2012 war es Pjöngjang geglückt, einen Satelliten ins All zu befördern. Unklar ist aber, ob auch die Technologie bereits vorhanden ist, um Geschosse aus dem Weltraum wieder in die Atmosphäre eintreten zu lassen. Dies wäre für einen Angriff mit Interkontinentalraketen nötig.
Quelle: ntv.de, bdk/AFP