400 zusätzliche Soldaten Obama stockt US-Armee im Irak auf
03.09.2014, 05:30 Uhr
Entschlossen: US-Präsident Obama.
(Foto: REUTERS)
Die im Irak stationierten amerikanischen Soldaten erhalten Verstärkung. US-Präsident Obama schickt weitere Militäreinheiten in die Hauptstadt Bagdad. Eine Reaktion auf die Ermordung des US-Journalisten Sotloff gibt es vom Weißen Haus noch nicht.
US-Präsident Barack Obama hat die Entsendung von 400 zusätzlichen US-Soldaten in den Irak angeordnet. Davon sollen 350 in der irakischen Hauptstadt Bagdad für den Schutz von diplomatischen Einrichtungen und diplomatischem Personal zuständig sein, wie das Weiße Haus in Washington mitteilte. Seit mehreren Wochen fliegt die US-Luftwaffe Einsätze gegen Stellungen der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Norden Iraks.
Der Einsatz zusätzlicher Soldaten wurde vom US-Außenministerium beantragt und wird durch das Verteidigungsministerium organisiert. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums werden künftig 820 US-Soldaten im Irak stationiert sein. Die Regierung in Washington betont, es kämen keine Kampftruppen in den Irak.
Die US-Luftwaffe unterstützt seit Anfang August die kurdischen Peschmerga-Milizen und die irakischen Regierungstruppen bei ihren Bemühungen, die Dschihadisten im Norden des Landes zurückzudrängen. Ein Schwerpunkt der Luftangriffe lag in der Nähe des Staudamms von Mossul.
Ermordung vor laufender Kamera
Obama werde beim Nato-Gipfel in Wales in dieser Woche mit den Nato-Alliierten über zusätzliche Maßnahmen gegen den IS beraten, teilte das Weiße Haus mit. Ziel sei eine internationale Koalition auf breiter Basis mit einer umfassenden Strategie und der Unterstützung der Partner im Kampf gegen die IS-Miliz.
Die mutmaßliche Enthauptung eines weiteren US-amerikanischen Journalisten durch den IS löst weltweites Entsetzen aus. Der britische Premier David Cameron sprach von einem "verachtenswerten und barbarischen Mord". Der französische Präsident François Hollande meinte, die Tat beweise den "schändlichen Charakter der Dschihadisten-Organisation, die die Freiheit infrage stellt und nur den Terror kennt." Allerdings wiesen beide ausdrücklich darauf hin, dass es noch keine abschließende Bestätigung für den Tod des Reporters gebe.
Der vor einem Jahr in Syrien entführte Steven Sotloff soll aus Rache für die US-Luftangriffe im Irak vor laufender Kamera ermordet worden sein, wie das US-Forschungsinstitut Site berichtet. Es beruft sich dabei auf ein Internet-Video, das die IS ins Netz gestellt habe. Das Institut verfolgt weltweit die Aktivitäten von Terrororganisationen.
"Ich bin zurück, Obama"
Die IS-Miliz droht demnach, als nächstes eine britische Geisel umzubringen. Erst vor knapp zwei Wochen hatten die Extremisten, die weite Landstriche in Syrien und im Irak beherrschen, bereits den US-Journalisten James Foley enthauptet.
Unklar war zunächst, wie die USA und die internationale Gemeinschaft auf das mutmaßliche Verbrechen reagieren. Vom Obama gab es zunächst keine Stellungnahme. Er flog kurz nach der Nachricht zu einem Besuch ins Baltikum. Cameron kündigte für diesen Mittwoch Beratungen mit seinen Sicherheitsexperten an.
Das Institut Site veröffentlichte eine Mitschrift des Videos. Demnach richtete der mutmaßliche Täter mit gezücktem Messer eine Warnung direkt an Obama, die Militärangriffe im Irak gegen den IS zu unterlassen: "Ich bin zurück, Obama. Und ich bin zurück wegen Deiner arroganten Außenpolitik gegenüber dem Islamischen Staat", sagt er demnach. "So wie Deine Raketen weiterhin unsere Leute treffen, wird unser Messer weiter die Nacken Deiner Bürger treffen." Der IS-Kämpfer warnt sämtliche Regierungen, sich nicht auf eine "böse Allianz" mit Amerika einzulassen.
Befreiungsaktion scheiterte
Zudem ist ein Mann zu sehen, der sich als Steven Sotloff vorstellt. "Ich bin mir sicher, ihr wisst, wer ich bin", sagt er. "Und ihr wisst, warum ich hier zu sehen bin." Das knapp dreiminütige Video trägt den Titel "Eine zweite Nachricht an Amerika". Nach Angaben des Instituts ist derselbe schwarz vermummte IS-Kämpfer auf dem Video zu sehen, der auch bei Foleys Tod dabei war. Zugleich drohten die Milizen mit dem Tod einer britischen Geisel, die ebenfalls gezeigt wurde.
Sotloff, der seit Jahren für diverse US-Medien an Krisenplätzen in Nahost arbeitete, wird seit August 2013 in Syrien vermisst. Er war auch kurz auf dem Video der Enthauptung Foleys zu sehen, das weltweit Entsetzen ausgelöst hatte. Damals hatte die Miliz bereits mit seinem Tod gedroht.
Das Weiße Haus wollte die Berichte über Sotloffs Tod zunächst nicht bestätigen. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, die USA hätten viel Zeit und Ressourcen aufgewendet, um Sotloff aus der Geiselhaft zu befreien. Eine Kommandoaktion in Syrien war aber gescheitert.
Quelle: ntv.de, jog/cro/AFP/dpa