Hochschulgesetz in Ungarn Orban will "Spekulationen" ein Ende bereiten
26.04.2017, 18:29 Uhr
Dem neuen Gesetz zufolge müssen ausländische Universitäten nicht nur in Ungarn, sondern auch in ihrem Heimatland einen Sitz haben.
(Foto: REUTERS)
Nach Ansicht der EU-Kommission bedroht das Hochschulgesetz in Ungarn die Zentraleuropäische Universität des US-Milliardärs Soros. Ministerpräsident Orban greift den Rektor jetzt scharf an. Er würde mit Börsengeschäften das Leben von Millionen Europäern zerstören.
Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hat Kritik an dem umstrittenen Hochschulgesetz seines Landes entschieden zurückgewiesen. Das Gesetz betreffe alle ungarischen Hochschulen und nicht nur die eines "amerikanischen Finanzspekulanten", sagte er vor dem Europaparlament in Brüssel in Anspielung auf den US-Milliardär George Soros. Orban warf Soros vor, mit seinen Börsengeschäften das Leben von Millionen Europäern zu zerstören. Zudem habe der Rektor der Zentraleuropäischen Universität (CEU) selbst erklärt, die Universität sei nicht von einer Schließung bedroht.
Ziel des Gesetzes sei es, "Spekulationen und Privilegien" ein Ende zu bereiten. Für Donnerstag ist ein Treffen zwischen der Spitze der EU-Kommission und Soros in Brüssel geplant. Dem neuen Gesetz zufolge müssen ausländische Universitäten nicht nur in Ungarn, sondern auch in ihrem Heimatland einen Sitz haben. Darüber verfügt die CEU nicht.
Auf die kurz vor seinem Auftritt im Europaparlament von der EU-Kommission angekündigte Einleitung eines neuen Vertragsverletzungsverfahrens gegen Ungarn ging Orban zunächst nicht ein. Der rechtskonservative ungarische Regierungschef verteidigte auch die von seiner Regierung gestartete Bürgerbefragung "Stoppt Brüssel". Die Ungarn sollten mit konkreten Fragen zum Funktionieren der EU befragt werden. Vieles funktioniere heute schlecht, daher müsse die EU reformiert werden. Darauf ziele die Bürgerbefragung ab. "Das ist ja wohl kein Verbrechen."
Erneut wies Orban Kritik an der Weigerung seiner Regierung zurück, sich an der Umverteilung der Flüchtlinge in der EU zu beteiligen. Dass die Europäische Union Migranten nach Ungarn schicken wolle, sei mit den EU-Verträgen "nicht vereinbar." Zur von Brüssel ebenfalls kritisierten Einschränkung der Arbeit von Nichtregierungsorganisationen sagte Orban, es gehe ihm darum, die "Arbeit ausländischer Lobbys transparenter" zu machen. "Wir wollen wissen, welche Finanzen und welche Interessen dahinter stecken."
Quelle: ntv.de, jki/AFP/rts