Politik

Tote ungepixelt Österreich diskutiert über Todes-Foto

Ein Polizist hat offenbar ein Foto von den Toten gemacht und verkauft.

Ein Polizist hat offenbar ein Foto von den Toten gemacht und verkauft.

(Foto: imago/Xinhua)

Braucht es ein Foto, das das Elend von 71 toten Flüchtlingen in einem Lkw in Nahaufnahme zeigt? Eine Zeitung in Österreich druckt das Bild, das offenbar heimlich von einem Polizisten angeboten wurde. Der Presserat erhält Dutzende Beschwerden.

Die Veröffentlichung eines Fotos toter Flüchtlinge im Schlepper-Lastwagen hat in Österreich Dutzende Beschwerden beim Presserat ausgelöst. Die "Kronen Zeitung" hatte zuvor ein unverpixeltes Bild zusammengedrängter Leichen im Laderaum des an der Autobahn abgestellten Schlepper-Fahrzeugs veröffentlicht. Laut ORF gingen allein bis zum Freitagabend mehr als 40 Beschwerden beim Presserat ein.

Die Zeitung rechtfertigte ihr Vorgehen: "Die Gesichter der Todesopfer sind nicht zu sehen, die Identität somit geschützt. Bei einer Tragödie dieses Ausmaßes muss eine entsprechende Bebilderung möglich sein", sagte "Kronen"-Multimedia-Chefredakteur Richard Schmitt der Tageszeitung "Der Standard".

Der Landespolizeidirektor des österreichischen Burgenlandes, Hans Peter Doskozil, sagte im ORF: "Ich bin überhaupt nicht glücklich, dass dieses Foto an die Öffentlichkeit gelangt ist." Die Polizei habe bereits Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufgenommen und vereinbart, dass man in diesem Fall "wirklich rigoros" vorgehen wolle. "Ersten Erkenntnissen zufolge zeigt es sich, dass das Foto aus Polizeikreisen angefertigt worden ist." Man wolle versuchen zu erheben, wie es weitergegeben worden sei.

Beim österreichischen Innenministerium hieß es dazu, es solle geklärt werden, wie das Foto zustande kam. Laut der "Kronen Zeitung" hatten die "Bild"-Zeitung und die "Le Monde" aus Frankreich die Redaktion um Übermittlung des Fotos gebeten. Die "Bild" druckte es und titelte darüber "Das Foto der Schande".

Die "Kronen Zeitung" hat Medienberichten zufolge angekündigt, den Verkaufserlös für das Foto an Nichtregierungsorganisationen zu spenden, die sich um Flüchtlinge kümmern. Aus dem Lastwagen waren in der Nacht zum Freitag die Leichen von 71 Menschen geborgen worden.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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