Türkische Regierung schweigt PKK will 31 Soldaten getötet haben
07.09.2015, 16:08 Uhr
(Foto: dpa)
Bestätigen sich die Angaben der PKK, so hat sich am Wochenende einer der tödlichsten Kämpfe zwischen den Kurdenrebellen und der türkischen Armee überhaupt ereignet. Türkische Politiker äußern sich nicht, die Dramatik ist jedoch spürbar.
Die kurdische Rebellengruppe PKK hat der türkischen Armee bei einem Angriff in Südostanatolien schwere Verluste beigebracht. Die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF meldete unter Berufung auf die militärische Führung der Rebellen, 31 Soldaten seien bei dem Angriff ums Leben gekommen. Eine Bestätigung gibt es bisher nicht: Regierung und Armee in Ankara sprachen zwar von Verlusten, nannten aber keine Zahlen.
Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatten am Sonntag bei Daglica in der Nähe der irakischen Grenze einen Militärkonvoi unter Feuer genommen. Dabei seien mehrere Soldaten getötet und weitere verletzt worden, gab das Militär bekannt. Laut Armee wurden "zwei gepanzerte Fahrzeuge" des Konvois durch einen Sprengsatz "schwer beschädigt". Als Antwort flogen Kampfflugzeuge Einsätze gegen insgesamt 13 PKK-Stellungen in der Gegend.
Die PKK sprach zunächst von 15 getöteten Soldaten, gab die Zahl der Opfer in einer zweiten Stellungnahme aber mit 31 an. Unter den Getöteten befinde sich ein türkischer Oberstleutnant. Sollten sich die PKK-Angaben bestätigen, wäre dies einer der tödlichsten Kämpfe für die Türkei seit Ausbruch des Konflikts im Jahr 1984.
Demirtas bricht Deutschlandbesuch ab
Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Sonntagabend dem privaten Fernsehsender A Haber, der Anschlag sei während eines Einsatzes der Armee gegen PKK-Stellungen erfolgt. Die Antwort werde "sehr gezielt und entschlossen" ausfallen. Kulturminister Yalcin Topcu kündigte laut der Nachrichtenagentur Anadolu an, die PKK und ihre Anhänger würden ihre "gerechte Strafe" erhalten.
Der Anschlag war so schwer, dass Regierungschef Ahmet Davutoglu am Sonntagabend den Besuch eines Fußballspiels in Konya vorzeitig beendete und in Ankara zu einer Krisensitzung mit den Spitzen von Behörden und Militär eilte.
Der Chef der Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, brach einen Besuch in Deutschland ab und reiste aus Berlin in die Türkei zurück. Auf Twitter verurteilte Demirtas die jüngste Eskalation der Gewalt und erklärte, es könne keine Rechtfertigung für das Töten geben.
Seit dem Ende der Waffenruhe zwischen der Regierung und der PKK Ende Juli liefern sich Sicherheitskräfte und Anhänger der kurdischen Rebellenbewegung täglich Gefechte. Etwa tausend PKK-Kämpfer wurden nach Angaben amtlicher Medien seitdem getötet. Fast 70 Polizisten und Soldaten starben bei PKK-Anschlägen oder Gefechten mit den kurdischen Rebellen.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP