Politik

Besuch von Gewalt überschattet Papst fordert mehr Regulierung

Papst Benedikt XVI. kommt aus dem Flugzeug ...

Papst Benedikt XVI. kommt aus dem Flugzeug ...

(Foto: REUTERS)

Überschattet von gewalttätigen Protesten beginnt Benedikt XVI. seinen viertägigen Besuch in Madrid. Dort fordert er eine andere Wirtschaftspolitik und eine Hinwendung zu Gott. Am Mittwochabend waren elf Menschen bei einer Demonstration gegen den Papstbesuch verletzt worden.

... und wird von König Juan Carlos und Königin Sofia empfangen.

... und wird von König Juan Carlos und Königin Sofia empfangen.

(Foto: REUTERS)

Teilweise gewalttätige Proteste haben einen Schatten auf die Ankunft von Papst Benedikt XVI. in Madrid geworfen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche besucht die spanische Hauptstadt, weil dort derzeit der Weltjugendtag stattfindet, eine Veranstaltung der katholischen Kirche, die seit den 1980er Jahren alle zwei bis drei Jahre an unterschiedlichen Orten stattfindet. Bis zum Abschluss des Treffens am Sonntag werden mehr als eine Million Besucher aus aller Welt erwartet.

Unmittelbar nach seiner Ankunft in Madrid rief Benedikt XVI. zu einer Wirtschaftspolitik im Sinne des Menschen auf. "Die Wirtschaft kann nicht als selbstregulierte Wirtschaft funktionieren", sagte er noch auf dem Flughafen vor mitreisenden Journalisten. Der Mensch und nicht der Profit müsse im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen.

"Konsumdenken und Hedonismus"

Der Papst rief die jungen Katholiken auf, fest im Glauben zu bleiben und die Herausforderungen der Gegenwart anzunehmen. In einer Welt der Gewalt, der Umweltzerstörung, hoher Jugendarbeitslosigkeit und der Christenverfolgung "nehme nichts und niemand euch den Frieden, schämt euch nicht des Herrn", rief Benedikt aus. Die jungen Leute erlebten heutzutage, dass Oberflächlichkeit, Konsumdenken und Hedonismus vorherrschten. "Sie nehmen eine große Banalität im Umgang mit der Sexualität, großen Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr."

Die Arbeitslosigkeit liegt in Spanien bei mehr als 20 Prozent. Besonders betroffen sind junge Menschen, die sich aus Wut über die hohe Arbeitslosigkeit, die Wirtschaftskrise und den Sparkurs der spanischen Regierung zuletzt zur Protestbewegung der "Indignados", der Empörten, zusammengetan haben.

Königspaar empfängt den Papst

Zum Flughafen kam auch Ministerpräsident José Luis Zapatero, ein bekennender Atheist.

Zum Flughafen kam auch Ministerpräsident José Luis Zapatero, ein bekennender Atheist.

(Foto: AP)

Am Flughafen wurde der Papst von König Juan Carlos, der nach einer Knieoperation noch mit einem Stock läuft, und Königin Sofia empfangen. Anschließend machte er sich im Papamobil auf den Weg ins Zentrum der spanischen Hauptstadt. Pilger aus der ganzen Welt schwenkten zur Begrüßung bunte Fahnen.

Für den Abend ist eine Zeremonie auf der zentralen Plaza de Cibeles geplant, wo traditionell der Fußball-Club Real Madrid seine Siege  feiert. Der 84-Jährige wird sich vier Tage in Madrid aufhalten. Höhepunkt seines Besuchs sind ein Kreuzweg am Freitag, eine Abendandacht auf der Luftwaffen-Basis Cuatro Vientos vor den Toren Madrids am Samstag und der Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen.

Elf Verletzte bei Anti-Papstbesuch-Demo

Konfrontation in Madrid: Ein Demonstrant steht einem Polizisten gegenüber.

Konfrontation in Madrid: Ein Demonstrant steht einem Polizisten gegenüber.

(Foto: AP)

Am Mittwochabend waren bei Auseinandersetzungen zwischen Papst-Gegnern und der Polizei elf Menschen verletzt worden, acht wurden festgenommen. Nach Polizeiangaben hatten sich rund 4000 Demonstranten unter einem Spruchband mit der Aufschrift "Von meinen Steuern keinen Cent für den Papst" versammelt und waren dann zum Platz Puerta del Sol gezogen. Sie forderten auch eine vollständige Trennung von Staat und Kirche.

Die Kritiker bemängeln unter anderem die nach ihrer Ansicht hohen Kosten des Papstbesuchs, die nach offiziellen Angaben bei 50,5 Millionen Euro liegen - die Kosten für Polizei und Sicherheit sind da noch nicht eingerechnet. Den Organisatoren des Weltjugendtags zufolge werden die Kosten aber von den Besuchern und durch Firmenspenden getragen.

Anschlag war angeblich Scherz

Der wegen eines womöglich geplanten Anschlags auf Papst-Gegner festgenommene Student kam derweil unter Auflagen frei. Der 24-jährige Mexikaner muss sich nach Angaben der Justiz zwei Mal täglich bei der Polizei melden und darf Spanien nicht verlassen. Der Student habe erklärt, bei seinen Drohungen, die Demonstranten mit Chemikalien angreifen zu wollen, habe es sich um einen Scherz gehandelt.

Allerdings hat die Polizei Aufzeichnungen zu Chemikalien bei dem Studenten beschlagnahmt. Der Zeitung "El País" zufolge kam die Polizei dem als extremistisch geltenden Katholiken nach Hinweisen von Internetnutzern auf die Spur, welche die Drohungen des Studenten in Foren gefunden hatten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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