Politik

Machtwort im Kommunionsstreit Papst pfeift deutsche Bischöfe zurück

Papst Franziskus hält den deutschen Beschluss für noch nicht veröffentlichungsreif.

Papst Franziskus hält den deutschen Beschluss für noch nicht veröffentlichungsreif.

(Foto: picture alliance / Gregorio Borg)

Dürfen Ehepartner mit unterschiedlicher Konfession in der Messe gemeinsam zur Kommunion gehen? In der gelebten Praxis ist das so. Die deutschen Bischöfe wollten die Grauzone etwas mehr ins Licht führen. Nun schreitet der Papst ein.

Papst Franziskus hat den Vorstoß deutscher Bischöfe zur Teilnahme protestantischer Ehepartner an der Kommunion fürs Erste gestoppt. Seit Wochen entzweit ein Streit darüber die katholische Kirche in Deutschland. Nun sprach das Kirchenoberhaupt überraschend ein Machtwort. Franziskus sei der Auffassung, dass ein von der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedetes Dokument "nicht zur Veröffentlichung reif" sei, zitierte die katholische "Tagespost" aus einem Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Der italienische Vatikan-Experte Sandro Magister veröffentlichte online den ganzen Brief, eine Vatikan-Sprecherin bestätigte die Echtheit.

Kardinal Marx reagierte verwundert. Bei seinem Gespräch im Vatikan am 3. Mai sei ihm und den anderen teilnehmenden Bischöfen gesagt worden, dass sie "eine möglichst einmütige Regelung" finden sollten, teilte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, mit. Deshalb sei Marx "überrascht, dass noch vor dem Finden einer solchen einmütigen Regelung jetzt dieses Schreiben aus Rom eingegangen ist". Er sehe weiter Gesprächsbedarf, und zwar sowohl innerhalb der Bischofskonferenz als auch mit «dem Heiligen Vater selbst».

Die Bischofskonferenz hatte im Februar mit einer Drei-Viertel-Mehrheit entschieden, dass im Einzelfall auch protestantische Ehepartner zur katholischen Kommunion gehen dürfen. Sieben Konservative hatten sich gegen den Beschluss gestellt und unter Federführung des Kölner Kardinals Rainer Woelki den Vatikan eingeschaltet.

Experte: Signal - machen statt fragen

Nach einem Gespräch in Rom vor einem Monat sah es zunächst so aus, als überlasse der Papst die Beilegung des sogenannten Kommunionsstreits den deutschen Bischöfen. Nun aber griff der Pontifex selbst ein. Das Signal aus Rom ist auch überraschend, weil der Argentinier seit seinem Amtsantritt die Linie verfolgt, dass nicht jede Entscheidung der Ortskirchen von Rom abgesegnet werden muss. Wer an der Kommunion teilnehme, berühre aber nicht nur das Kirchenrecht, hieß es nun in dem Schreiben. Es sei auch ein Thema, "das den Glauben der Kirche berührt und von weltkirchlicher Relevanz ist".

Nicht nur die Entscheidung aus Rom, auch dass der Brief vorab durchgestochen wurde, ist ein Affront gegen Marx, der auch dem Kardinalsrat des Papstes angehört. Er hatte beklagt, dass die Reformdebatte teilweise "ängstlich" geführt werde. Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte den Beschluss als Riesenzeichen gewertet. Der Eucharistie-Streit ist eine der entscheidenden Hürden bei der Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten.

Es ist längst gelebte Praxis, dass Ehepartner mit unterschiedlicher Konfession in der Messe gemeinsam zur Kommunion gehen. Offiziell ist dies aber eigentlich nicht erlaubt. Die Deutsche Bischofskonferenz wollte heraus aus dieser Grauzone und hatte deshalb eine offizielle Handreichung erarbeitet, die genau beschreibt, in welchen Ausnahmefällen auch protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden dürfen.

Kirchenrechtsexperte Thomas Schüller bezeichnete die Entscheidung des Papstes als einen "Rückschritt für die Ökumene", die Annäherung von Katholiken und Protestanten. Die Botschaft des Papstes sei im Grunde: "Lasst viel zu - aber fragt mich nicht! Denn dann müssen wir es offiziell machen."

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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