Verband drängt auf Ausfallgebühr Patienten lassen Ärzte oft unentschuldigt sitzen
03.08.2023, 17:02 Uhr Artikel anhören
Viele niedergelassene Ärzte sind mit der Situation unzufrieden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Suche nach einem freien Arzttermin gestaltet sich oftmals kompliziert. Ein Grund dafür sind nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die Patienten selbst: In vielen Fällen sollen sie Termine vereinbaren und dann einfach nicht kommen. Die KBV verlangt deshalb eine Ausfallgebühr.
Sieben von zehn Arztpraxen beklagen Probleme mit verpassten Terminen ihrer Patienten. Bei 40 Prozent der betroffenen Praxen geht es um 5 bis 10 Prozent aller Termine, zu denen Patienten nicht erscheinen. Das geht aus einer Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hervor, über die die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet. In zahlreichen Praxen liege der Anteil sogar bei 10 bis 20 Prozent.
Es sei mehr als ärgerlich, wenn Patienten Termine buchen und diese einfach verstreichen lassen, beklagt KBV-Chef Andreas Gassen. "Die Termine sind geblockt und stehen dann für andere Patienten nicht zur Verfügung."
Um den Schaden zu begrenzen, erneuert Gassen die Forderung der Bundesvereinigung nach einer "von den Kassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann nicht wahrnehmen". Umgekehrt seien Forderungen an die Praxen nach schnelleren und mehr Terminen angesichts der Zahlen "einfach lächerlich".
Neue Aufgabe für Praxis-Ärzte?
Gleichzeitig will die KBV Praxis-Ärzte mit neuen Aufgaben betrauen, um die Zahl der Klinik-Operationen deutlich zu reduzieren. "Wir brauchen eine Kehrtwende bei den Operationen", sagte Gassen zuletzt der "Bild"-Zeitung. "Es gibt unverändert viel zu viele stationäre Behandlungen in Deutschland. Von den rund 16 Millionen im Jahr könnten drei bis vier Millionen ambulant durchgeführt werden, also auch von niedergelassenen Ärzten."
Eine Reform der Notfallversorgung sieht außerdem vor, dass Kassenärzte künftig regelmäßig in Notfallpraxen in der Nähe von Kliniken einspringen sollen, um dort weniger dringende Fälle zu behandeln. Laut dem Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland werden rund 200 Millionen Patienten pro Jahr durch niedergelassene Kassenärzte in Praxen als Akutpatienten versorgt.
Quelle: ntv.de, chr/dpa