Nur 500 Teilnehmer Pegida-Abtrünnige bekommen wenig Zulauf
08.02.2015, 17:26 Uhr
DDfE heißt die neue Bewegung, die Kathrin Oertel nach dem Bruch mit Pegida gegründet hat. 5000 Demonstranten sollten sich eigentlich vor der Frauenkirche versammeln, doch die Dresdner Bürger bringen der Reformbewegung vor allem eines entgegen: Desinteresse.
Es ist eine überschaubare Menschenmenge, die sich auf dem Platz vor der Dresdner Frauenkirche versammelt hat. Vereinzelt sind schwarz-rot-goldene Fahnen zu sehen. Vorn, an einem kleinen Lautsprecherwagen, kleben Plakate mit dem DDfE-Logo auf blauem Grund. DDfE steht für "Direkte Demokratie für Europa" - so heißt der neue Verein, den die ehemalige Pegida-Frontfrau Kathrin Oertel mit anderen Abtrünnigen gegründet hat. Mit bis zu 5000 Teilnehmern hat sie bei der ersten Kundgebung des neuen Bündnisses gerechnet. Gekommen sind an diesem sonnigen Februarsonntag laut Polizei gerade mal 500.
Es ist gerade anderthalb Wochen her, als der Rücktritt der halben Pegida-Führung um Oertel zum Bruch der Anti-Islam-Bewegung führte. Als Grund nannten sie neben dem Streit über den Umgang mit dem deutlich radikaleren Leipziger Legida-Ableger auch die Rolle des Pegida-Gründers Lutz Bachmann, der trotz seines offiziellen Rückritts wegen Hitler-Fotos weiterhin im Organisationsteam mitmischen wollte.
"Fangen wieder ganz von vorne an"
Die Ziele seien "die gleichen" gewesen, nicht aber der Weg und die Mittel, sagt Oertel rückblickend und fügt hinzu: "Wir fangen wieder ganz von vorne an." Anders als bei früheren Pegida-Kundgebungen wettert sie diesmal ausdrücklich nicht mehr gegen die Presse, sondern ausschließlich gegen die Politik. Die Bürger wollten bei Entscheidungen künftig stärker mit einbezogen werden und nicht nur alle paar Jahre bei der Wahl abstimmen dürfen, kritisiert Oertel.
Oertel und die anderen Ex-Pegida-Organisatoren verstehen sich als "Sprachrohr des Volkes". Zu ihren Kernforderungen, die sie am Wochenende auch in einem Positionspapier auf der Facebookseite des Vereins formulierten, zählen: mehr Volksbegehren, Volksentscheide und "europäische Bürgerinitiativen", aber auch ein "qualitatives und zeitgemäßes Einwanderungsgesetz" und eine Reform des Asylverfahrensgesetzes.
Das neue Bündnis plant runde Tische mit Bürgern. "Es ist wichtig, dass wir jetzt von einer reinen Protestbewegung in eine Reformbewegung umschwenken", gibt Oertel die künftige Richtung vor. Sie bekräftigt zugleich, man wolle keine Konkurrenz zur islamkritischen Pegida-Bewegung sein. Der neue Verein werde nicht an einem Montag demonstrieren. "Montag ist Pegida-Tag", sagt ihr Mitstreiter Rene Jahn.
Niedergang der Bewegung immer wahrscheinlicher
Ob der Oertel-Verein, der sich nach eigener Aussage "rechts von der CDU" positionieren will, aber auf Dauer eine politische Nische finden wird, ist ungewiss. Denn dort stehen bereits die AfD, die in Sachsen und in zwei weiteren Bundesländern in den Landtagen sitzt - und die Original-Pegida. Wie es mit der Pegida-Bewegung weitergeht wird sich an diesem Montag womöglich etwas klarer zeigen, wenn Pegida nach einwöchiger Pause in Dresden wieder auf die Straße geht. Zuletzt hatten vor knapp zwei Wochen laut Polizei rund 17.000 Pegida-Anhänger in der sächsischen Landeshauptstadt demonstriert. Das war vor dem Führungsstreit.
Nach der Abspaltung droht der Anti-Islam-Bewegung der weitere Niedergang. Der magere Zulauf zur Kundgebung der Oertel-Gruppe hat dieses Bild noch verstärkt.
Auch beim Leipziger Ableger Legida, der als deutlich radikaler gilt als das Dresdner Pendant, zeigten sich bei der Kundgebung Ende Januar erste Ermüdungserscheinungen. Legida konnten zuletzt nur noch 1500 Anhänger mobilisieren, deutlich weniger als erwartet. Für Wirbel sorgte nun ein Verbot der für Montag geplanten Legida-Demonstration. Die Stadt Leipzig begründete dies mit dem Mangel an Polizeikräften. Dadurch könne nicht in ausreichendem Maße für Sicherheit gesorgt werden, hieß es.
Quelle: ntv.de, Andrea Hentschel, AFP