Getötete Abgeordnete Cox Polizei konzentriert sich auf rechte Spur
17.06.2016, 22:08 Uhr
Eine echte Spur hat die britische Polizei bei allen Indizien noch nicht.
(Foto: imago/i Images)
Nach dem Mord an der britischen Labour-Abgeordneten Jo Cox konzentriert sich die Polizei bei den Ermittlungen auf das rechtsextreme Milieu. Mehrere Medien berichten über Verbindungen des Täters zu Neonazi-Kreisen.
Nach der Ermordung der britischen Abgeordneten Jo Cox konzentriert sich die Polizei auf mögliche Kontakte des Tatverdächtigen zu rechtsextremen Kreisen. Zudem gehe man Hinweisen nach, wonach der festgenommene 52 Jahre alte Mann psychische Probleme gehabt haben und in Behandlung gewesen sein soll, teilte die Polizei mit. Man gehe von einem "isolierten, aber gezielten Angriff" aus, hieß es weiter.
Der Tatverdächtige sei längere Zeit Unterstützer der US-Gruppe Nationale Allianz gewesen, schreibt die "Washington Post" unter Berufung auf das Southern Poverty Law Center. 1999 habe er sich ein Handbuch bestellt, in dem auch eine Gebrauchsanweisung zum Bau einer Pistole enthalten gewesen sei.
Brüder haben Zweifel an politischem Motiv
Die britische Zeitung "Daily Telegraph" berichtete zudem, der mutmaßliche Täter habe früher eine Zeitung abonniert, die von einer südafrikanischen Pro-Apartheid-Organisation herausgegeben worden sei. Die Brüder des mutmaßlichen Attentäters äußerten dagegen Zweifel an einer politischen Motivation hinter dem Verbrechen. Die Zeitung "The Telegraph" zitierte in ihrer Online-Ausgabe einen Bruder mit den Worten, der 52-Jährige habe eine "Geschichte psychischer Krankheiten, allerdings hatte er Hilfe gehabt".
Nach einem Bericht der "Times" wurde in den vergangenen Monaten die Sicherheit für Cox verstärkt, nachdem es eine Reihe von Drohungen gegeben habe. Zugleich riefen die Parteien Abgeordnete auf, Drohungen ernst zu nehmen und der Polizei zu melden. Kritiker meinten, zwar seien die Sicherheitsmaßnahmen im Parlament in London erheblich. Bewegten sich die Abgeordneten aber in ihren Wahlkreisen, sehe es anders aus.
Verbindungen zu US-Neonazis?
Die Labour-Angeordnete und Brexit-Gegnerin Cox war am Donnerstag in ihrem Wahlkreis in Nordengland auf offener Straße niedergestochen und niedergeschossen worden und starb wenig später in einer Klinik. Der Sender BBC meldete ergänzend, in der Wohnung des nach der Tat Festgenommenen seien Nazi-Insignien gefunden worden.
Das politische Leben in Großbritannien war am Tag nach der Bluttat an der Labour-Abgeordneten und Brexit-Gegnerin Cox wie gelähmt. Die Folgen des Attentats für das Referendum am 23. Juni, bei dem die Briten über den Verbleib ihres Landes in der EU entscheiden, blieben aber völlig unabsehbar.
Der Mord an Jo Cox ereignete sich in ihrem Wahlkreis in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire. Britische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, der Täter habe "Britain first" gerufen - das ist auch der Name einer rechtsradikalen Partei.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa