Baufreiheit für "Stuttgart 21" Polizei räumt Bahnhofsgelände
13.01.2012, 11:00 Uhr
Zunächst wird das Gebäude entkernt und später abgerissen.
(Foto: dpa)
Die Stuttgarter Polizei macht den Weg für den nächsten Bauabschnitt des geplanten Tiefbahnhofs frei. Die Sitzblockaden werden friedlich beendet. Die Bahn lobt den Polizeieinsatz. In den kommenden Tagen wird das Gebäude entkernt und abgerissen.
Unter dem friedlichen Protest hunderter "Stuttgart 21"-Gegner haben am Hauptbahnhof der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Vorbereitungen für den Abriss des Südflügels begonnen. Die Polizei räumte den Platz vor dem Gebäude und sperrte ihn ab. Die Gegner des Bahnhofsprojekts protestierten unter anderem mit Sitzblockaden gegen die Absperrung.
Rund 70 Demonstranten mussten nach Angaben eines Polizeisprechers von Beamten weggetragen werden. Die meisten "Stuttgart 21"-Gegner folgten demnach aber der Aufforderung, den Platz zu verlassen. Der Südflügel soll nun in den kommenden Tagen zunächst entkernt werden, bevor es zum eigentlichen Abriss des Gebäudes kommt.
Journalisten begleiteten den Einsatz
Um mehr Transparenz zu bieten, hatte die Polizei Journalisten eingeladen, den Einsatz "eng zu begleiten". Die Reporter durften hinter die Kulissen blicken, etwa im üblicherweise abgesperrten Bereich der Baustelle.
Rund 600 S21-Gegner hatten sich in der Nacht am Südflügel des Gebäudekomplexes eingefunden, um den Weg zu versperren. Als die Polizisten kamen, bildeten viele Sitzblockaden. Mit Trompeten spielten Demonstranten die deutsche Nationalhymne. Andere riefen: "Oben bleiben!", "Schämt euch!" und "Kretschmann weg!". Von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatten sie auch nach der verlorenen Volksabstimmung mehr Engagement gegen das auf 4,1 Milliarden Euro veranschlagte Projekt erwartet.
Polizei setzt auf Deeskalation
Stuttgarts Polizeipräsident Thomas Züfle, der selbst vor Ort war, war mit dem Einsatz zufrieden. Die Polizei setzte Anti-Konflikt-Teams und Kommunikationsmanager ein. Mit Leuchtschrift-Laufbändern rief die Polizei die Demonstranten auf, den abgesperrten Bereich zu verlassen. Die Versammlung sei verboten worden. Viele S21-Gegner, von denen mehrere Aufkleber mit der Aufschrift "DB-Kunde" trugen, blieben zunächst unbeeindruckt sitzen. An einem Protest-Café gab es unter anderem heißen Kaffee und Tee. Ein Lagerfeuer spendete Wärme.
Als neuer Versammlungsort sei der Mittlere Schlossgarten zur Verfügung gestellt worden, verbreitete das Stuttgarter Präsidium über den Kurznachrichtendienst Twitter und das Soziale Netzwerk Facebook.
In den vergangenen Tagen musste die Bauherrin Bahn ebenfalls für Januar geplante Baumfällarbeiten im an den Bahnhof angrenzenden Schlossgarten wegen Naturschutzfragen verschieben. Dort hatte sich der Juchtenkäfer den Baggern in den Weg gestellt.
Quelle: ntv.de, dpa