Franzose wegen Terrorismus vorbestraft Polizistenmörder war Behörden bekannt
14.06.2016, 10:12 Uhr
Die Polizisten vor der Erstürmung der Wohnung, in der sich der Geiselnehmer verschanzt hatte.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Doppelmord an einem Polizisten und einer Beamtin werden Details bekannt: Der Täter soll ein Franzose gewesen sein, der bereits zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Er hatte einem Terrornetzwerk angehört und wollte Anschläge verüben.
Der Attentäter, der am Montagabend bei Paris einen Polizisten und dessen Frau getötet hat, war wegen Anschlagsplanungen vorbestraft. Der 25-Jährige sei 2013 wegen Zugehörigkeit zu einem Ableger einer französisch-pakistanischen Dschihad-Gruppe verurteilt worden, hieß es aus französischen Ermittlerkreisen. Er stand demnach mit sieben anderen Verdächtigen vor Gericht und erhielt eine dreijährige Haftstrafe, von denen sechs Monate auf Bewährung ausgesetzt waren.
Der Vorwurf lautete damals, er habe mit der Gruppe "Terroranschläge vorbereiten" wollen. Mehrere Zeitungen berichten, es handle sich bei dem 25-Jährigen um einen Franzosen. Zuletzt stand er wieder im Visier der Ermittler, diesmal wegen einer Gruppe mit Verbindungen nach Syrien, wie aus Ermittlerkreisen verlautete.
Indes nannte Frankreichs Präsident Francois Hollande den Doppelmord einen Terrorakt. Daran gebe es keinen Zweifel. Das Land sei mit einer sehr hohen terroristischen Bedrohung konfrontiert, erklärte der Staatschef. Das gelte aber nicht nur für Frankreich, sagte er unter Verweis auf die Gewalttat von Orlando.
Hollande hatte noch am Dienstagmorgen eine Krisensitzung abgehalten, an der unter anderem auch Innenminister Bernard Cazeneuve teilnahm. Das unterstreicht Beobachtern zufolge, wie ernst die Vorfälle genommen werden. Auch Cazeneuve sprach von einer "niederträchtigen Terrortat". Zudem betonte er erneut die hohe Terrorgefahr in Frankreich, Europa und dem Westen insgesamt. Seit Jahresanfang hätten französische Anti-Terror-Ermittler mehr als 100 Verdächtige festgenommen.
Der Mann aus dem Pariser Vorort Mantes-la-Jolie hatte am Montag in Magnanville zunächst einen 42-jährigen Polizisten erstochen, wobei er nach Zeugenberichten "Allahu akbar" (arabisch für: Gott ist groß) gerufen haben soll. Danach nahm er die Frau und Kind des Polizisten als Geisel und verschanzte sich in deren Wohnung. Sondereinheiten der Polizei stürmten die Wohnung und töteten dabei den Geiselnehmer, wie das Innenministerium mitteilte.
Steht IS hinter dem Attentat?
Die Frau des getöteten Polizisten, die als Beamtin für das Innenministerium gearbeitet hatte, sei tot aufgefunden worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Der dreijährige Sohn des Paars sei in der Wohnung "unter Schock, aber äußerlich unverletzt" gefunden und in Sicherheit gebracht worden. Die Verhandlungen mit dem Täter hätten kein Ergebnis gebracht, weswegen der Befehl zur Erstürmung des Hauses gegeben worden sei, sagte der Sprecher.
Hinweise auf ein islamistisches Motiv hatte es schon sehr schnell gegeben: Während der Geiselnahme bekannte sich Abballa, der aus der direkt an Magnanville angrenzenden Gemeinde Mantes-la-Jolie stammt, in Verhandlungen mit der Polizei zur IS-Miliz. Auch der IS erklärte, die Tat sei von einem seiner Kämpfer verübt worden.
Sollte sich herausstellen, dass der IS tatsächlich hinter den Angriffen steckt, wäre dies der erste derartige Vorfall seit den November-Attentaten von Paris, bei denen 130 Menschen ums Leben kamen. Der IS hatte seine Anhänger zu Anschlägen in Europa und den USA während des Fastenmonats Ramadan aufgerufen. Der Ramadan begann Anfang Juni, nahezu parallel mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/rts