Moskau mobilisiert Nordmeerflotte Poroschenko spricht von "globalem Krieg"
16.03.2015, 11:52 Uhr
Poroschenko kommt noch heute in Berlin mit Merkel zusammen. Diese Aufnahme entstand im Juni 2014 in Ouistreham in Frankreich bei der zentralen Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten Streitkräfte in der Normandie.
(Foto: dpa)
Poroschenko, Präsident der Ukraine, hält es für "nicht wahrscheinlich", dass Russland Atomwaffen einsetzt. Allerdings habe er auch die Annexion der Krim für nicht wahrscheinlich gehalten. Derweil versetzt Moskau Zehntausende Soldaten in Gefechtsbereitschaft.
Russland hat seine Nordmeerflotte und Fallschirmjäger-Einheiten als Teil umfassender Manöver in volle Alarmbereitschaft versetzt. "Neue Herausforderungen und Gefahren für die militärische Sicherheit erfordern, dass die Armee ihre militärischen Fähigkeiten weiter ausbaut", erklärte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur RIA unter Bezug auf die Ukraine-Krise. Insgesamt seien 38.000 Soldaten, mehr als 40 Schiffe, etwa 15 U-Boote und 110 Flugzeuge betroffen.
Die Anweisung des Oberbefehlshabers Putin sei um 08.00 Uhr Moskauer Zeit (06.00 Uhr MEZ) in Kraft getreten. Heimathafen der Nordflotte ist Seweromorsk nahe der Grenze zu Norwegen. Hauptquartier des Westbezirks ist St. Petersburg. Zudem nimmt ein russisches Schiff im Kaspischen Meer an Übungen teil.
Vergangene Woche hatte die russische Armee bereits Manöver auf der annektierten Halbinsel Krim, in mehreren Gebieten im Süden Russlands sowie in den abtrünnigen georgischen Regionen Südossetien und Abchasien gestartet. Das westliche Militärbündnis Nato seinerseits hat die Zahl seiner Manöver an der Ostgrenze der Europäischen Union massiv erhöht.
Poroschenko: Nehmt die rosarote Brille ab
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko mahnte die Welt, "die rosaroten Brillen abzunehmen und zu erkennen, dass die Sicherheitsstruktur, die uns 70 Jahre Frieden in Europa garantiert hat, nicht mehr funktioniert". Poroschenko weilt in Berlin und will bei Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck um Unterstützung für sein Land werben. Der Besuch fällt zusammen mit dem ersten Jahrestag des von Kiew als verfassungswidrig kritisierten Referendums über den Beitritt der Halbinsel Krim zu Russland.
Er würde den Einsatz von Atomwaffen durch das russische Militär für "nicht wahrscheinlich" halten. Allerdings habe er vor eineinhalb Jahren auch die Annexion der Krim durch Russland sowie den Einsatz russischer Soldaten in der Ostukraine ebenfalls nicht für wahrscheinlich gehalten. Nunmehr herrsche in der Ukraine Krieg, in dem auf jeder Seite 50.000 Soldaten im Einsatz seien, ein Krieg, in dem mit Russland "die größte Militärmaschinerie Europas" im Einsatz sei. "Das ist ein globaler Krieg, in dem Russland keine rote Linie mehr kennt", sagte Poroschenko.
In der Diskussion um eine mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato sagte Poroschenko, dass er es "nicht für sinnvoll" halte, jetzt über diese Frage zu sprechen. Wenn sich die Ukraine jedoch auf die Reformen konzentriere, die Hausaufgaben mache, werde es über die Nato-Mitgliedschaft "automatisch" ein Referendum geben, über das die Ukrainer selbst entscheiden würden. "Ganz klar ist: Wir lassen uns von Russland nicht vorschreiben, in welchem Bündnis wir sein dürfen.
Westliche Staaten werfen Russland neben der Annexion der Krim auch die Unterstützung prorussischer Separatisten in der Ostukraine vor. Russland weist dies zurück und erklärt zudem, die Bewohner der Krim hätten sich der Russischen Föderation anschließen wollen. Zudem wolle der Westen seinen Einflussbereich nach Osten ausdehnen.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts