Politik

Malu Dreyer bei Klamroths Konter "Prognosen und Erlebtes gehen auseinander"

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Wenn jemand weiß, wie man einen verloren geglaubten Wahlkampf noch gewinnen kann, dann Malu Dreyer. In "Klamroths Konter" erklärt sie die Parallelen zu Kanzlerkandidat Martin Schulz und warum sie an einen deutlich besseren Wahlausgang glaubt, als viele vorhersagen.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer jüngst als politisches Vorbild bezeichnet. Dreyer selbst hatte im Wahlkampf um das Ministeramt 2016 Julia Glöckner von der CDU entgegen aller Prognosen nach einem fulminanten Endspurt noch hinter sich gelassen - ein Szenario das Schulz auf Bundesebene sicher auch begrüßen würde.

In "Klamroths Konter" bei n-tv zeigt sich die 56-Jährige im Gespräch mit Journalist Louis Klamroth als treue Unterstützerin des Parteivorsitzenden und betont, dass sie Schulz' Situation nachvollziehen kann: "Das hat viele in der SPD erstaunt, wie bei uns die Wahl gelaufen ist und wie wir gekämpft haben. Das was Martin Schulz jetzt aushalten muss, das musste ich auch aushalten. Kurz vor der Wahl haben alle Journalisten noch gefragt: 'Sie wollen noch die Wahl gewinnen?'"

Denn die Prognosen für die SPD bei der kommenden Bundestagswahl am 24. September stehen eher schlecht. Laut Forsa liegen die Sozialdemokraten bei einer Zustimmung von 23 Prozent. Eine Einschätzung die Dreyer nicht nachvollziehen kann: "Wir wollen die Wahl gewinnen und nicht die Prognosen. Im Wahlkampf haben Martin Schulz und ich ein ganz anderes Gefühl, wenn wir unterwegs sind. Prognosen und Erlebtes gehen da weit auseinander." Nach den Wahlkampfveranstaltungen gebe es sogar Eintritte in die Partei. Dreyer sei daher überzeugt, dass es in zwei Wochen ganz anderes aussehen werde, als in den Umfragen vorhergesagt.

Andrea Nahles wird bereits als mögliche Nachfolgerin von Martin Schulz gehandelt, doch selbst bei einer Wahlniederlage glaube Dreyer nicht, dass es einen Wechsel an der Parteispitze geben sollte und geben wird. Sie gehe davon aus, dass Schulz Parteivorsitzender bleibe und ein sehr gutes Ergebnis einfahren werde. "Ich kämpfe mit ihm weiter, damit er Kanzler wird", so Dreyer.

n-tv zeigt "Klamroths Konter" mit Malu Dreyer am Dienstag um 23.30 Uhr und am Mittwoch um 17.30 Uhr.

Im Kampf ums Kanzleramt wird Martin Schulz vorgeworfen, alles zu versuchen, um auf Konfrontationskurs zu Kanzlerin Merkel zu gehen. Als Beispiel wird sein Aufruf zum Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufgeführt. Für Dreyer eine völlig falsche Interpretation. "Martin Schulz hat sich nicht einfach etwas Neues überlegt. Erdogan bringt auch jeden Tag etwas auf den Tisch, wo es auch zunehmend schwieriger wird mit ihm irgendetwas zu erreichen. Martin Schulz hat sich entgegen seiner früheren Überzeugung dafür ausgesprochen, die Beitrittsverhandlungen niederzulegen, und das ist auch gut so."

Es gebe noch viele unentschlossene Wähler und genug Gründe die SPD zu wählen, sagt Dreyer: "Wenn die Menschen keine Große Koalition mehr wollen, dann sollten sie die SPD wählen. Dann gibt es auch die Möglichkeit zu anderen Mehrheiten." Auch wenn die SPD in den letzten vier Jahren die Ministerien in den Bereichen Arbeit, Wirtschaft und Familie innehatte, bleibt soziale Gerechtigkeit ein zentrales Wahlkampfthema, dem sich auch Dreyer verpflichtet fühlt: "Wir haben in den letzten vier Jahren gezeigt, was im Rahmen einer Koalition mit der CDU alles geht: Mindestlohn, Rente nach 45 Jahren, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir hätten gerne mehr gemacht, ging aber nicht."

Herausforderung Flughafen Hahn

Die Familienpolitik ist auf Landesebene ein großer Erfolg der SPD, den sie gerne bundesweit übertragen würde. Doch Dreyer hatte in ihrer politischen Karriere auch einige Stolpersteine zu überwinden. Beispiel: Der Flughafen Hahn - der fast an eine chinesische Briefkastenfirma verkauft worden wäre. Für "Malu" ein politischer Alptraum.

"Der Hahn war eine Riesenherausforderung. Wir hatten das Verkaufsverfahren in Brüssel über den Berg gekriegt, so dass der Verkauf in trockenen Tüchern schien. Und dann platzte der Verkauf. Darauf folgte das Misstrauensvotum. Das war eine total schwere Zeit", sagte Dreyer. In das "Kapitel Nürburgring" habe sie bereits enorm viel investiert, bis dort schwarze Zahlen geschrieben wurden und der Ring wieder die Rennstrecke mit der Historie ist, die er verdiene.

Auch gegen die AfD setze sie sich in ihrem Bundesland ein, betont Dreyer. Sie will "unbedingt verhindern, dass sie in den Landtag kommen." Dazu verweigerte Dreyer die Teilnahme an der Elefantenrunde im TV, um der Partei nicht eine solche Plattform zu geben. "Jetzt müssen wir uns mit der AfD auseinandersetzen", gesteht sie ein.

Aber Aufgeben ist demnach so gar nicht das Ding von Malu Dreyer. Kein Wunder also, dass sie innerhalb der SPD so beliebt ist wie "Freibier" oder "Hitzefrei", wie Klamroth einwirft. Weintrinkerin Dreyer würde sich da - sollte sie es müssen - für "hitzefrei" entscheiden.

Quelle: ntv.de, mba

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