Politik

Finanzdistrikt blockiert Proteste in Hongkong weiten sich aus

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"Occupy Central" heißt die Bewegung, die das Geschäftsviertel von Hongkong besetzen will. Allerdings weiten sich die Proteste für eine freie Wahl in dem chinesischen Gebiet aus. Peking droht, die Polizei setzt Tränengas ein, zieht sich dann aber zurück.

Bei den Protesten in Hongkong haben die Demonstranten die Blockade des Finanzdistrikts fortgesetzt. Tausende blockierten Hauptverkehrsadern nicht nur im Bankenviertel in Central auf der Insel Hongkong, sondern auch auf der gegenüber liegenden Halbinsel Kowloon. Die friedlichen Demonstranten fordern mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion.

Die Sicherheitskräfte bekommen bisher die Proteste nicht unter Kontrolle.

Die Sicherheitskräfte bekommen bisher die Proteste nicht unter Kontrolle.

(Foto: REUTERS)

Regierungschef Leung Chun-ying rief die sieben Millionen Hongkonger zu Ruhe und Ordnung auf. Er dementierte Gerüchte, dass seine Regierung die chinesische Volksbefreiungsarmee um Hilfe gebeten habe. In einer Erklärung forderte er die Demonstranten auf, nach Hause zu gehen. "Wir wollen kein Chaos in Hongkong."

Über Nacht war die Polizei teilweise gewaltsam mit Tränengas, Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Demonstranten vorgegangen, ohne die Massen auflösen zu können. 38 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Die ehemalige britische Kronkolonie, die 1997 an China zurückgegeben wurde, wird heute nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenes Territorium autonom regiert.

Allerdings gaben die Behörden gegen Mittag bekannt, dass die Bereitschaftspolizei abgezogen sei, "weil sich die auf den Straßen versammelten Bürger beruhigt haben". Die Demonstranten wurden zudem aufgerufen, die Straßen der Metropole "schnellstmöglich" zu räumen, um Rettungswagen die Durchfahrt zu ermöglichen und die teilweise Wiederaufnahme des öffentlichen Nahverkehrs zu ermöglichen.

Geschäfte haben Notfallpläne

Zunächst waren jedoch wichtige Verkehrsadern in den Bezirken Admiralty, Wan Chai, Causeway Bay sowie in Mong Kok in Kowloon blockiert. "Aus Occupy Central ist Occupy Hongkong geworden", sagten Aktivisten unter Hinweis auf den Aufruf der prodemokratischen Occupy-Central-Bewegung zur Besetzung des Finanzdistrikts.

Einige Geschäfte und Restaurants hatten geschlossen, aber ansonsten lief das Geschäftsleben ohne größere Beeinträchtigungen. Die Hongkonger Börse öffnete normal, sackte zum Auftakt aber stark nach unten, da die Unruhen das Vertrauen der Investoren beeinträchtigten.

Da die Blockade seit Monaten angedroht war, hatten große Banken und Investmenthäuser Notfallpläne aufgestellt und Vorkehrungen getroffen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Mitarbeiter waren angewiesen worden, notfalls von Zuhause oder von anderen Orten aus zu arbeiten.

"Ungesetzmäßige Versammlungen"

Chinas Regierung verurteilte die Demonstrationen in Hongkong als "ungesetzmäßige Versammlungen". Der Staatsrat in Peking teilte mit, die Zentralregierung lehne entschieden "alle illegalen Aktivitäten ab, die die Rechtsstaatlichkeit untergraben und die 'soziale Ruhe' gefährden". Die Pekinger Führung unterstütze die Hongkonger Regierung in ihren Bemühungen, die Stabilität wiederherzustellen. Peking sei "voller Zuversicht", dass Hongkongs Behörden rechtmäßig mit der Bewegung umgehen könnten, zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua einen Sprecher des für Hongkong zuständigen Amtes beim Staatsrat.

China warnte zudem das Ausland vor einer Einmischung. Die Regierung Taiwans stellte sich allerdings hinter die Massenproteste. "Wir verstehen und unterstützen die Bürger Hongkongs in ihrem Streben nach einem universellen Wahlrecht", sagte Taiwans Präsident Ma Ying Jeou in Taipeh. "Sehr besorgniserregend" sei hingegen die Reaktion der chinesischen Führung.

Die Aktivisten wollen Druck auf Hongkongs Regierung und die kommunistische Führung in Peking ausüben, echte Demokratie zu erlauben. Die Proteste entzündeten sich an einer Wahlreform, mit der Peking für 2017 zwar direkte Wahlen, aber keine freie Nominierung der Kandidaten für das Amt des Regierungschefs zulassen will.

Aus Solidarität besetzten am Montag in Taipeh einige Dutzend Studenten und Aktivisten den Eingang der Hongkonger Vertretung in der taiwanesischen Hauptstadt. "Heute Hongkong, morgen Taiwan", äußerten die Demonstranten in der demokratischen Inselrepublik ihre Angst vor dem übermächtigen Nachbarn China.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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