Politik

Musikerin will Anwalt austauschen Pussy-Riot-Verfahren vertagt

Vor der russischen Botschaft in Prag wird für die Band protestiert.

Vor der russischen Botschaft in Prag wird für die Band protestiert.

(Foto: REUTERS)

Nur kurz verhandelt ein Moskauer Gericht über die Berufung der Punkband Pussy Riot. Dann wird das Verfahren vertagt. Eine der Musikerinnen ist mit ihrem Anwalt unzufrieden, sie will ihn austauschen. Schon vor dem Prozess hatte sich einer der Anwälte unnachgiebig gezeigt.

Ein Moskauer Gericht hat das Berufungsverfahren gegen drei Frauen der Polit-Punkband Pussy Riot überraschend auf den 10. Oktober vertagt. Die Richterin gab einem Antrag einer der inhaftierten Künstlerinnen statt, ihren Anwalt auszutauschen. Ihre Position stimme nicht mit der ihrer Verteidiger überein, sagte Jekaterina Samuzewitsch im Gerichtssaal. Ein Justizsprecher warf der Musikerin eine "Verzögerungstaktik" vor.

Ihre beiden Mitangeklagten, die wie Samuzewitsch erneut in einem Glaskäfig saßen, sowie die Juristen der drei Frauen zeigten sich überrascht. Einer der Gründe für das Zerwürfnis sei die "undurchsichtige Verwendung von Spenden für Pussy Riot", berichtete die Zeitung "Nowaja Gaseta". Zudem sollen die Juristen Briefe unterschlagen haben. Nach der Vertagung des Prozesses wurden die drei Frauen zurück ins Untersuchungsgefängnis gebracht.

Dagegen sprach der Anwalt der Nebenkläger von einer "abgekarteten Sache". Er fürchte, dass am 10. Oktober die beiden anderen Frauen ihre Verteidiger entlassen würden, um den Prozess in die Länge zu ziehen, sagte Alexej Taratuchin. Das Gericht muss entscheiden, ob die der Musikerinnen rechtmäßig ist. Sie waren wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" .

Wird das Urteil abgemildert?

Er rechne nicht damit, dass die Frauen freigesprochen würden, sagte Fejgins Kollege Nikolai Polosow der Agentur Itar-Tass. Allerdings erwarte die Verteidigung, dass das Urteil abgemildert werde. Sollten die Musikerinnen in Moskau scheitern, könnten sie noch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.

Nadeschda Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) - beide Mütter kleiner Kinder - und Jekaterina Samuzewitsch (30) sitzen seit Anfang März hinter Gittern. Weitere Mitglieder von Pussy Riot sind vor der Strafverfolgung . Bürgerrechtler kritisieren das Vorgehen der Justiz als politisch motiviert.

Vor dem Gerichtsgebäude nahm die Polizei mehrere Menschen fest, die mit aufblasbaren Puppen eine schärfere Verurteilung der drei Frauen gefordert hatten. Sie kritisierten die internationale Unterstützung für Pussy Riot als "Politschwindel". Dagegen zeigten zahlreiche andere Demonstranten ihre Sympathie für die drei Frauen. Sie sangen kremlkritische Lieder der Punkband, während in der Nähe wiederum eine Gruppe orthodoxer Christen Gebete sprach. Die Polizei hatte rund um das Gericht ein Großaufgebot zusammengezogen. Streifenwagen patrouillierten die Umgebung.

Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche hatten die drei Frauen vor Prozessbeginn zur öffentlichen Buße aufgefordert. Das sei "gut für ihr Seelenheil", sagte Wladimir Legoida vom Moskauer Patriarchat. "Falls mit Buße ein Schuldeingeständnis gemeint ist, so ist das sehr unwahrscheinlich", sagte Verteidiger Mark Fejgin. Die Frauen hätten stets klar gemacht, dass sie ihr Punkgebet gegen Putin als politische Performance sehen. Bei Gläubigen, die sich beleidigt fühlten, .

Quelle: ntv.de, dpa

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