Millionen-Marke bleibt "spekulativ" Regierung erwartet über 900.000 Flüchtlinge
27.11.2015, 14:53 Uhr
Bisher wurden alle Prognosen zu Flüchtlingszahlen in diesem Jahr bald von der Realität überholt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Prognose von 800.000 Flüchtlingen in Deutschland in diesem Jahr ist längst obsolet. Die Regierung passt ihre Erwartung vorsichtig an. Gleichzeitig geht die Zahl der Neuankünfte zurück, in Österreich wird an diesem Freitag niemand erwartet.
Die Bundesregierung geht von mehr als 900.000 Flüchtlingen aus, die in diesem Jahr nach Deutschland kommen. Regierungskreise bestätigten, dass im Computerprogramm Easy des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in diesem Jahr bereits mehr als 900.000 Flüchtlinge registriert wurden. Auch zum Jahresende werde die Zahl vermutlich in dieser Größe liegen, hieß es.
Die letzte offizielle Prognose der Bundesregierung ging von 800.000 Flüchtlingen in diesem Jahr aus, andere Schätzungen belaufen sich auf eine Million Menschen. Eine Prognose von mehr als einer Million Flüchtlinge sei "spekulativ", hieß es allerdings nun aus Regierungskreisen. Aktuell gingen die Zahlen stark zurück, was vermutlich auf die kälteren Wetterbedingungen zurückzuführen sei. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass nach dem derzeitigen Trend eine Prognose von mehr als einer Million Flüchtlinge im Jahr 2015 wahrscheinlich sei.
Am Donnerstag kamen so wenig Flüchtlinge wie bislang an keinem anderen Tag im November in Deutschland an. Wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte, wurden gestern insgesamt 6561 Migranten festgestellt, davon 5299 in Bayern. Die zweitniedrigste Zahl war am Montag mit 6718 Neuankömmlingen verzeichnet worden.
Rapider Rückgang in Österreich
Ansonsten lag die Zahl der Einreisen in den vergangen zwei Wochen stets zwischen 7000 und 8000 Flüchtlingen pro Tag. Die 8000er Marke wurde zuletzt am 8. November mit 8381 Migranten überschritten, die 10.000er-Marke zuletzt am 5. November mit 10.097 festgestellten Personen.
Insgesamt zählte die Bundespolizei im November schon mehr als 207.000 Flüchtlinge. Die Zahlen der Bundespolizei beruhen auf Kontrollen in Grenznähe und liegen in der Regel höher als die Zahl der durch die Länder im Easy-System registrierten Personen.
Die Polizei erfasst auch Personen, die sich nur auf Durchreise etwa in Richtung Skandinavien befinden und sich gar nicht registrieren lassen. Neue Easy-Zahlen werden für kommende Woche erwartet.
Eine Trendwende wollte ein Sprecher der Bundespolizei jedoch nicht bestätigen. Für Prognosen sei es noch zu früh, zumal die Zahlen weiterhin hoch seien. Allerdings registriert Österreich nach Angaben der Polizei in der Steiermark zurzeit kaum noch Grenzübertritte aus Slowenien. Für diesen Freitag werde mit keinen neuen Asylsuchenden gerechnet, sagte ein Sprecher der Polizei in der Steiermark. "Wir erwarten heute keine Neuankünfte. Wir rätseln selber darüber, warum es jetzt so ruhig ist", fügte er hinzu.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts