Politik

Reaktion aus Flüchtlingstragödien Regierung kündigt neue Afrika-Politik an

Entwicklungsminister Gerd Müller (r.) bei einem Besuch der liebrianischen Präsidentin Ellen Sirleaf zusammen mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe.

Entwicklungsminister Gerd Müller (r.) bei einem Besuch der liebrianischen Präsidentin Ellen Sirleaf zusammen mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei den Ursachen für Flucht und Vertreibung spielen Armut und Ausbeutung eine große Rolle. Entwicklungsminsiter Müller will daher eine neue Afrika-Politik, hin zu fairen Marktverhältnissen zwischen den Kontinenten. Für das alte System sieht er keine Zukunft.

Als Konsequenz aus den Flüchtlingstragödien im Mittelmeer will Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die Hilfen für Afrika neu organisieren. Dafür wolle er die Wirtschaft in die Pflicht nehmen, sagte Müller in der "Welt am Sonntag". Es werde Zeit, dass den afrikanischen Produzenten faire Preise gezahlt würden. "Die Marktverhältnisse müssen sich ändern", forderte Müller.

Viel zu lange habe Europa den afrikanischen Kontinent mit ausgebeutet, kritisierte der CSU-Politiker. "Wir Europäer haben wertvolle Ressourcen zu Niedrigstpreisen bekommen und den Arbeitskräften Sklavenlöhne gezahlt. Auch auf dieser Ausbeutung gründen wir in Europa unseren Wohlstand", sagte der Minister.

Den Kurswechsel in der Afrika-Politik begründete Müller damit, dass mit einigen zusätzlichen Milliarden für die Entwicklungshilfe die Herausforderungen nicht bewältigt werden könnten. Die deutsche Wirtschaft könne "uns noch stärker dabei unterstützen, wenn es um das so wichtige Feld der beruflichen Ausbildung geht". Auch die europäische Wirtschaft sei aufgefordert, stärker die Chancen des Kontinents zu nutzen und dort zu investieren. Internationale Konzerne müssten jetzt beweisen, dass sie ihr Geld von der Öl- bis zur Schokoladenproduktion nicht auf Kosten der Menschen am Anfang der Produktionskette verdienen.

Hilfe für Afrika ist keine Gefahr für westlichen Wohlstand

Das "alte System vom reichen Europa und dem armen Afrika" habe keine Zukunft, sagte der Entwicklungsminister weiter. Deshalb müsse es einen grundlegenden Wechsel in der Entwicklungspolitik geben. Afrika müsse als gleichberechtigter Partner behandelt werden. Über den Markt könnten Milliardensummen in die afrikanischen Länder geleitet werden, "ohne dass es unseren Wohlstand in Europa schmälern würde".

Bei dem bislang tödlichsten Flüchtlingsunglück im Mittelmeer waren in der Nacht zu Sonntag etwa 800 Menschen ertrunken. Der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge ist die Zahl der Toten im Mittelmeer seit Jahresbeginn damit auf mehr als 1750 gestiegen.

Quelle: ntv.de, dka/AFP

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