Naturzerstörung hat Folgen Risiko für Pandemien so groß wie nie
30.10.2020, 14:29 Uhr
Auf einem Wildtiermarkt in China werden Käfige desinfiziert (Archivbild aus dem Jahr 2004).
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Risiko für Pandemien nimmt stark zu, zeigt ein UN-Bericht. Umweltministerin Schulze fordert eine Initiative, um die globalen Umweltveränderungen zu reduzieren. Der Preis dafür sei geringer als die Kosten einer Pandemie.
Der Weltbiodiversitätsrat warnt wegen Naturzerstörung und dem Artensterben vor einem rasant wachsenden Risiko neuer Pandemien. Diese würden ohne Gegensteuern künftig nicht nur häufiger auftreten, sondern sich auch noch schneller verbreiten und mehr Menschen töten als Covid-19, heißt es in einem Bericht von 22 Experten der UN-Organisation.
Als Hauptgrund für Pandemien durch neue Viren gelten zu enge Kontakte zwischen Wildtieren und Menschen, die Folge der Zerstörung und Verkleinerung des Lebensraumes von Tieren sind. Auch der Wildtierhandel gilt als eine Gefahr, da Arten in Kontakt kommen, die sonst weit entfernt voneinander leben.
Die Experten gehen von ungefähr 1,7 Millionen unbekannten Viren-Arten aus, die in Wildtieren leben. Bis zu der Hälfte davon könnte auf Haustiere oder Menschen überspringen. Als Ausbruchsort der Corona-Pandemie wird ein Wildtiermarkt in China vermutet.
"Pandemien haben zwar ihren Ursprung im Tierreich, aber ihre Entstehung wird von menschlichen Aktivitäten bestimmt", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die den Anstoß zu dem Bericht gegeben hatte. "Das heißt auch, dass wir Menschen etwas tun können und nicht machtlos sind. Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats zeigt, dass wir das Pandemierisiko verringern können, wenn wir die menschengemachten globalen Umweltveränderungen reduzieren." Dafür seien zwar große Investitionen nötig, sagte die SPD-Politikerin. "Aber verglichen mit den Kosten einer Pandemie sind die Kosten für die Vorbeugung deutlich geringer."
Artensterben und Naturzerstörung haben laut den Experten ein nie dagewesenes Tempo erreicht. Kritisch sehen sie auch den Fleischkonsum. Für die Viehzucht würden große Naturflächen zerstört. Sie bringen daher unter anderem eine Fleischsteuer ins Gespräch. Schulze zeigte sich hier zurückhaltend. Wichtig sei, was man damit bewirke, eine Abgabe allein reiche nicht.
Enttäuscht zeigte sie sich aber von den Beschlüssen zum Bundeshaushalt, der weiter den weit überwiegenden Teil zur Förderung der konventionellen Landwirtschaft vorsieht. "Das ist ein absoluter Minimalkonsens", sagte sie. "Das reicht nicht."
Quelle: ntv.de, hvo/dpa