Ätzendes Lob Rösler verhöhnt Westerwelle
01.09.2011, 12:53 Uhr
Rösler und Westerwelle: in der Emanzipationsphase.
Manchmal kann ein Lob vernichtend sein. Das beweist FDP-Chef Rösler in einem Interview. Darin spricht er seinem Vorgänger, dem taumelnden Außenminister Westerwelle, etwas zu, das sich in dessen Position längst entfaltet haben sollte. Und eine Garantie für seinen Verbleib im Amt verweigert Rösler dem Außenminister ebenfalls.
Das Klima zwischen Außenminister Guido Westerwelle und seinem Parteichef Philipp Rösler wird zunehmend frostig. Zwar stützte Rösler kürzlich seinen Vorgänger nach dessen Libyen-Schlingerkurs noch, doch zwischen den Zeilen klingt erheblicher Spott durch. Westerwelle habe "positives Potential", bescheinigte Rösler jetzt gegenüber dem "Spiegel". Die Frage, die er nicht ausspricht, damit aber andeutet, lautet: "Aber wann entfaltet es sich bloß?"
Rösler machte zudem klar, wer in der FDP auch in außenpolitischen Fragen das Sagen hat: er. "Es liegt in der Natur der Sache: Der Parteivorsitzende spricht für die Partei", so Rösler. Trotz der anhaltenden Kritik an Westerwelle will Rösler weiter mit dem Außenminister zusammenarbeiten. "Ich habe einen Schlussstrich unter diese Debatte gezogen", sagte er.
Keine Garantie
Auf die Frage, ob er eine Garantie geben wolle, dass Westerwelle bis 2013 im Amt bleibt, sagte der Parteichef dann aber lediglich: "Wir arbeiten dafür, dass wir nicht nur diese Legislaturperiode im Amt bleiben, sondern auch nach einem Erfolg 2013 die nächsten vier Jahre."
Westerwelle war als Außenminister erneut in die Kritik geraten, weil er nach dem Sturz des Regimes von Muammar al-Gaddafi die deutsche Sanktionspolitik gelobt hatte und nicht auf die erfolgreiche Bombardierung durch die NATO eingegangen war. Rösler und auch Kanzlerin Angela Merkel hatten sich von diesen Äußerungen öffentlich distanziert - Westerwelle war schließlich ebenfalls umgeschwenkt. Die Kritik an der Position hatte zu Gerüchten geführt, Rösler wolle den Außenminister ablösen. Die FDP-Fraktion stärkte Westerwelle dann aber den Rücken.
Quelle: ntv.de, jmü/tis