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Anwälte sind in großer Sorge Kriegskritiker Alexej Gorinow ist verschwunden

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Weil er den russischen Einmarsch in die Ukraine kritisiert hatte, wurde Alexej Gorinow zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Weil er den russischen Einmarsch in die Ukraine kritisiert hatte, wurde Alexej Gorinow zu sieben Jahren Haft verurteilt.

(Foto: dpa)

Wo ist Alexej Gorinow? Diese Frage treibt die Anwälte und eine Unterstützergruppe des ehemaligen Kommunalpolitikers aus Moskau um. Der 62-Jährige befindet sich offenbar nicht mehr in der Strafkolonie, in die er wegen Verbreitung von "Falschinformationen" geschickt worden war.

Ein früherer Moskauer Kommunalpolitiker, der im vergangenen Jahr wegen Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, wird von seinen Unterstützern seit Tagen vermisst. Alexej Gorinow befinde sich nicht mehr in der Strafkolonie in Pokrow rund 200 Kilometer östlich von Moskau, in der er bislang einsaß, teilte dessen Unterstützergruppe am Freitag im Onlinedienst Telegram mit.

Gorinows Anwälte hätten die ganze Woche lang vergeblich versucht, Informationen über dessen Aufenthaltsort und Gesundheitszustand zu erlangen, erklärte die Gruppe. Sie zeigten sich besorgt über den Gesundheitszustand des 62-Jährigen. "Wir nehmen an und hoffen, dass Alexej Gorinow in ein Krankenhaus verlegt worden ist", hieß es in der Mitteilung.

Bei "sehr schlechter Gesundheit"

Nach Angaben der Unterstützer hatte einer der Anwälte am 8. Dezember bei einem Besuch bei Gorinow festgestellt, dass dieser bei "sehr schlechter Gesundheit" war und nicht die Kraft hatte, auf einem Stuhl zu sitzen und zu sprechen. Gorinow habe an Bronchitis gelitten und Atemprobleme gehabt. Notwendige Medikamente seien ihm vorenthalten worden. Der Ex-Kommunalpolitiker leidet an chronischen Lungenproblemen, seitdem ihm im Jahr 2016 ein Lungenflügel entfernt wurde.

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Gorinow war im Juli 2022 nach öffentlicher Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Moskau befand ihn für schuldig, "wissentlich Falschinformationen" über die russische Armee verbreitet zu haben. Die derzeitige Ungewissheit über Gorinows Verbleib ähnelt dem Fall des prominenten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny. Auch zu Nawalny haben dessen Anwälte und Unterstützer seit Tagen keinen Kontakt mehr. Nawalnys im Exil lebende Sprecherin Kira Jarmisch teilte am Freitag im Onlinedienst X (ehemals Twitter) mit, ein Gericht habe Nawalnys Anwalt mitgeteilt, dieser habe seine Strafkolonie östlich von Moskau verlassen. "Es ist nicht klar, wohin genau", erklärte Jarmisch.

Die russische Zeitung "Kommersant" meldete, laut Mitteilung eines Gerichts habe Nawalny seine Strafkolonie gemäß eines in Kraft getreten Urteils aus dem Sommer verlassen. Nawalnys Ankunft in seiner neuen Strafkolonie werde im Rahmen der geltenden Gesetze mitgeteilt. Der Kreml-Kritiker war im Sommer wegen "Extremismus" verurteilt und seine Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden. Außerdem wurde seine Überführung in ein Gefängnis mit schärferen Haftbedingungen angeordnet. Überführungen von einer Strafanstalt zur anderen dauern in Russland häufig mehrere Wochen.

Quelle: ntv.de, tno/AFP

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