Bunker und Panzersperren Russland befestigt Grenzregionen zur Ukraine
27.10.2022, 09:31 Uhr (aktualisiert)
Neu errichtete Panzersperren in der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine.
(Foto: IMAGO/SNA)
Russische Grenzregionen klagen immer wieder über Angriffe durch ukrainische Artillerie. Die Regierung in Moskau will deshalb die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort verstärken. Einige Gouverneure präsentieren bereits erste Ergebnisse.
Russlands Führung will nach eigenen Angaben weitere Einheiten in Grenzregionen nahe der Ukraine schicken und die neuen Rekruten künftig besser ausrüsten. "In mehreren Regionen, besonders den grenznahen wie Belgorod, sind Maßnahmen für Zusatzreaktionen nötig, die wir sowohl mit den Regionen als auch mit der Regierung erarbeiten", sagte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin bei einer Regierungssitzung. Sobjanin wurde von Kremlchef Wladimir Putin Anfang der Woche zum Regionalkoordinator im Krieg erklärt.
Acht Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beklagt Moskau zunehmend auch den Beschuss des eigenen Staatsgebiets. Grenzregionen wie Belgorod, Kursk und Brjansk melden immer wieder Artilleriefeuer von der Gegenseite. Vor diesem Hintergrund forderte Sobjanin nun, die Sicherheitsmaßnahmen entlang der Grenze zu erhöhen. Konkrete Maßnahmen nannte er jedoch nicht.
Der Gouverneur der Region Kursk, Roman Starowoit, erklärte am Sonntag, dass nahe der Grenze "zwei verstärkte Verteidigungslinien" fertiggestellt worden seien, um einen möglichen Angriff abzuwehren. Auf Fotos der Behörden sind Bunker mit Schießscharten zu sehen, in denen Soldaten Waffen und Munition lagern. "Wir sind bereit, jeden Eingriff in unser Territorium abzuwehren", schrieb Starowoit auf Telegram.
Auch der Gouverneur der benachbarten Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, teilte mit, dass der Bau von Abwehrstrukturen begonnen habe. Am Wochenende veröffentliche Bilder der Verwaltung zeigen zwei Reihen von Panzersperren, sogenannte Drachenzähne, nahe der Grenze. Der Militärexperte Rob Lee mutmaßt auf Twitter, dass die Bilder-Offensive eine Reaktion auf die Aktivitäten der Söldnertruppe Wagner sein könnte. Diese begleitet seit Tagen den Bau der sogenannten "Wagner-Linie" in der ukrainischen Region Luhansk mit Fotos und Videos.
Putins Koordinator für Militäroperation verspricht mehr Geld für Ausrüstung
Bei der Regierungssitzung in Moskau versprach Putins zweiter Koordinator für die Militäroperation, Regierungschef Michail Mischustin, zudem mehr Geld für Ausrüstung. Das Kabinett habe weiteres Geld angewiesen, um Ausrüstung für die Soldaten zu beschaffen. "Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Verteidiger keinen Mangel an ihrer Ausstattung verspüren", sagte Mischustin auf der von Präsident Putin geleiteten Sitzung.
In den letzten Wochen häuften sich Beschwerden darüber, dass viele der von Putin einberufenen Soldaten sich ihre Ausrüstung selbst besorgen müssen, weil in den Armeebeständen kein oder nur mangelhaftes Rüstzeug vorhanden war. Die in sozialen Netzwerken verbreiteten Videos über rostige Funkgeräte, verschlissene Rucksäcke und fehlende Thermo-Unterwäsche gelten als zunehmend problematisch für die Kampfmoral der russischen Truppe.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 25. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP