Politik

"Man muss zu Fehlern stehen" Sachsens CDU mault über Bundespartei

Dem Herrn rechts fehlt die Kraft - der Herr links glaubt, sie zu haben: Tillich übergibt demnächst an Kretschmer.

Dem Herrn rechts fehlt die Kraft - der Herr links glaubt, sie zu haben: Tillich übergibt demnächst an Kretschmer.

(Foto: dpa)

Sachsens Regierungschef Tillich schmeißt nach dem schlechten CDU-Ergebnis bei der Wahl hin. Der desiginierte Nachfolger hadert mit der Kanzlerin. Und muss zugleich den Neubeginn stemmen.

Noch ist die Rücktrittsankündigung von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich keine 24 Stunden alt. Noch sind die Wunden in der anscheinend überraschten Landespartei frisch. Doch innerhalb der sächsischen CDU wächst schon der Groll auf die Bundespartei - vor allem auf Kanzlerin Angela Merkel.

Das Ergebnis der Bundestagswahl habe eine klar bundespolitische Komponente, sagt Fraktionschef Frank Kupfer nach einer Sitzung der Abgeordneten. Ihm hätten viele Menschen gesagt, "sie können die Asylpolitik von Kanzlerin Angela Merkel nicht mittragen". Noch etwas deutlich wird der CDU-Generalsekretär im Freistaat und designierte Tillich-Nachfolger, Michael Kretschmer: Ein großer Teil der Sachsen habe die Wahl genutzt, um über die Flüchtlingspolitik abzustimmen.

"Hätte mir klaren Satz gewünscht"

Er hätte sich den "klaren Satz gewünscht", die Bundesregierung habe 2015 Fehler gemacht, bedauere diese und versichere, sie werden nicht wieder vorkommen. "Dann wäre vieles an Emotionen schon weggewesen", sinniert Kretschmer. "Man kann von niemandem erwarten, fehlerfrei zu agieren. Doch man muss zu Fehlern stehen und sie nur einmal machen", sagt er weiter.

Der 42-Jährige hat vor wenigen Wochen seinen Wahlkreis gegen den AfD-Kandidaten verloren und ist aus dem Bundestag geflogen. Vier Jahre zuvor hatte er noch fast jede zweite Erststimme geholt. Vor wenigen Wochen aber wurde die AfD die stärkste Partei im Freistaat und holte drei Direktmandate. Und nun soll Kretschmer Sachsens CDU retten. Dazu brauchte er zuerst den Segen der Fraktion. Es gab "kein DDR-Ergebnis", sagt Kupfer. Die Mission beginnt am 9. Dezember auf dem Landesparteitag in Löbau. Bis dahin wird er durch die Gremien der Partei tingeln. Und bis dahin heißt der Regierungschef Stanislaw Tillich, betont Kretschmer.

"Ich mag den starken Staat"

Für den gebürtigen Görlitzer ist die Zeit bis dahin ein Spagat. Er ist Tillichs General und muss als dieser die Politik der Sachsen-CDU öffentlich verkaufen. Tillich "hat sich um das Land verdient gemacht", sagt er denn auch. Viele Jahre sei er ein prägender Faktor gewesen und auf "Bundesebene die Stimme für die neuen Länder".

Doch den Kurs einfach fortsetzen kann Kretschmer eben auch nicht. "Wir müssen stärker als bisher mit den Menschen im Land ins Gespräch kommen." Denn es gibt sie eben auch - die sächsische Komponente am Wahlergebnis. Es sei klar, "dass wir an einigen Stellen nachsteuern müssen", sagt er. Bei der Inneren Sicherheit etwa oder beim Thema Schulen. Der Rechtsstaat müsse durchgesetzt werden. "Die deutsche Ordnung ist nicht verhandelbar." Den Begriff starker Staat möge er, bekennt er. Ein Rechtsruck also? Wer ihn kenne, der wisse, er stehe mit beiden Beinen in der Mitte. "Die CDU ist eine konservative Partei und sollte es auch bleiben."

Er wolle ein "Mann der klaren Worte sein". Man müsse im Land wieder "mehr miteinander reden". Zuhören, Verstehen und dadurch Handeln, nennt Kretschmer als Aufgabe. "Die Herausforderungen sind groß."

Quelle: ntv.de

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