Taskforce soll koordinieren Schulen erwarten Hunderttausende Flüchtlingskinder
10.03.2022, 11:11 Uhr
In Deutschland soll Kindern aus der Ukraine auch psychosoziale Betreuung angeboten werden.
(Foto: dpa)
Schon jetzt sind mehr als 80.000 Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Die Kultusminister stellen sich darauf ein, dass die Zahl der geflohenen Kinder auf ein Vielfaches steigt. Geplant sind unter anderem gesonderte Klassen. Helfen könnten ukrainische Erzieher.
Die Bundesländer bereiten sich auf Hunderttausende geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine vor. Die Flüchtlingskinder sollten rasch an deutschen Schulen unterrichtet werden und Kontakt zu anderen Kindern bekommen, sagte die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien, im ZDF. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind seit Beginn des Kriegs vor zwei Wochen mehr als 80.000 Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet.
"Es werden sicherlich viele Hunderttausend Kinder zu uns kommen", sagte Prien. Wie viele Menschen insgesamt zur Flucht gezwungen werden, könne derzeit niemand absehen. "Wir stellen uns darauf ein, dass wir hier eine große Herausforderung zu bewältigen haben." Bei einem Treffen in Lübeck wollen die Kultusminister ab dem Mittag über die Lage beraten.
Prien sagte: "Wir werden natürlich auch gesonderte Klassen einrichten, dort wo mehrere Kinder und Jugendliche zu uns kommen." Die Ministerin kündigte ferner die Einrichtung einer sogenannten Taskforce an, die die Maßnahmen koordinieren soll. Zudem soll es Angebote zur psychosozialen Betreuung geben. Geprüft werde zudem, wie ukrainische Erzieher und Lehrer zum Einsatz kommen könnten, zunächst als Unterstützung.
Verbände und Länder fordern Hilfen
Lehrerverbände und Bundesländer fordern vor dem Hintergrund mehr Geld und Lehrkräfte für Schulen. Diese müssten finanzielle Unterstützung und zusätzliches Personal "ohne bürokratische Hürden" erhalten, sagte der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, mahnte in den RND-Zeitungen mehr Lehrkräfte mit Qualifikation zur Unterrichtung von Deutsch als Fremdsprache sowie Dolmetscherinnen und Dolmetscher an. Die Pädagogen müssten zudem im Umgang mit den Themen Flucht und Traumatisierung geschult werden.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo von den Freien Wählern sprach sich in der "Augsburger Allgemeinen" für finanzielle Hilfen des Bundes aus. "Wir werden an den Schulen zusätzliche Kapazitäten schaffen müssen", sagte er. "Entscheidend geht es darum, genügend Lehrkräfte zu finden." Der Bund müsse sich an der Aufgabe beteiligen.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sprach sich für den Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern aus der Ukraine an den deutschen Schulen aus. "Wir brauchen schnelle Lösungen - dabei werden sicher auch geflüchtete ukrainische Lehrkräfte helfen wollen und können", sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Darüber werde sie mit ihren Kollegen und Kolleginnen der Länder bei der Kultusministerkonferenz sprechen. Diese tagt bis Freitag in Lübeck. Neben dem Umgang mit Flüchtlingskindern aus der Ukraine wollen die Ressortchefinnen und -chefs über die Pandemie beraten.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP