"Indien oder Ghana" Schulze setzt auf Fachkräfte aus Entwicklungsländern
29.05.2023, 10:10 Uhr Artikel anhören
"Bei der Suche nach Fachkräften sollten wir die Entwicklungsländer stärker in den Blick nehmen", sagte Schulze.
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Deutschland gehen die Fachkräfte aus. In vielen Entwicklungsländern dagegen ringen junge Menschen darum, einen Job zu bekommen. Entwicklungsministerin Schulze hofft auf Kooperation.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze von der SPD hat sich im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel in Deutschland für mehr Zuwanderung aus Entwicklungsländern ausgesprochen. "Bei der Suche nach Fachkräften sollten wir die Entwicklungsländer stärker in den Blick nehmen", sagte Schulze den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viele Entwicklungsländer stünden "vor der Herausforderung, genügend Jobs für ihre junge, wachsende Bevölkerung zu schaffen", begründete die Ministerin ihren Vorstoß.
Schulze warnte jedoch davor, keine internationale Konkurrenz um Fachkräfte zu schaffen. "Manche Länder wie zum Beispiel Kosovo oder auch Georgien sagen uns, dass sie ihre Fachkräfte selber brauchen - das müssen wir respektieren", sagte die SPD-Politikerin. "In anderen Ländern wie Indien oder Ghana ist die Arbeitslosigkeit so hoch, dass sie in der Fachkräfte-Migration einen Nutzen für sich und ihre Bevölkerung sehen", fügte sie hinzu.
Die Entwicklungsministerin nahm in diesem Zusammenhang auch die deutsche Wirtschaft in die Pflicht. Sie könne in ihrer Funktion mit Pilotprojekten den Weg bereiten, "aber mit dem wachsenden Bedarf wird sich auch die deutsche Wirtschaft stärker engagieren müssen in den Entwicklungsländern", sagte Schulze.
Kaum Reserven im Inland
Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes gibt es im Inland kaum noch Reserven, um fehlende oder demnächst ausscheidende Fachkräfte zu ersetzen. Nach jüngsten Ergebnissen des Mikro-Zensus gehen bereits 87 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 59 Jahren einer Erwerbstätigkeit nach. Bei den Männern sind es sogar 92 Prozent, während Frauen zu 83 Prozent einen bezahlten Job haben.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD betonte, Deutschland brauche Zuwanderung aus anderen Ländern, um den Mangel zu decken. "Wer das nicht wahrhaben will, der gefährdet unsere Unternehmen." Noch seien die Hürden für qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu hoch: Die Bundesregierung werde diesen "Reformstau von 16 Jahren" CDU-geführter Regierungen beenden.
Quelle: ntv.de, can/AFP/dpa