Land sendet Hilferuf aus Schweden will Flüchtlinge loswerden
01.12.2015, 13:22 Uhr
Flüchtlinge erhalten im September am Bahnhof von Stockholm Anweisungen. Nun will das Land einige der Ankommenden weitergeben.
(Foto: dpa)
Schweden trägt in der Flüchtlingskrise eine größere Last als Deutschland. Weil sich das skandinavische Land nicht anders zu helfen weiß, zieht es jetzt die Notbremse - und will nun Entlastung durch den EU-Umsiedlungsmechanismus.
Angesichts des Flüchtlingsansturms auf Schweden will das skandinavische Land einen Teil der Menschen in andere europäische Staaten schicken. Die Regierung in Stockholm habe beantragt, dazu den Umsiedlungsmechanismus der EU nutzen zu können, sagte EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos bei einem Besuch in der schwedischen Hauptstadt. "Wir verstehen das vollkommen und bereiten entsprechende Vorschläge vor."
Insgesamt sind in Schweden seit Jahresbeginn bereits 150.000 Flüchtlinge angekommen. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl Deutschlands entspräche das einer Zahl von 1,2 Millionen. Das skandinavische Land sieht sich damit überfordert und will nun andere EU-Staaten in die Pflicht nehmen.
Gegen erheblichen Widerstand mehrerer östlicher EU-Mitglieder hatte die Gemeinschaft im September die Umsiedlung von Flüchtlingen beschlossen. Eigentlich war dies zur Entlastung von Italien und Griechenland gedacht - den beiden Ländern, in denen die meisten Flüchtlinge zuerst EU-Territorium betreten. Schweden hat im Rahmen des Programms bisher selbst 19 Eritreer aufgenommen. Mehr als ein Hilferuf ist der Schritt Schwedens nicht: Insgesamt sind seit Einführung der Regel von den vereinbarten 160.000 Flüchtlingen erst wenige umverteilt worden.
Flüchtlinge aus Schweden könnten bald in andere EU-Länder gebracht werden, sagte Avramopoulos. Das Land werde auf jeden Fall von den weiteren Umsiedlungen aus Griechenland und Italien "ausgenommen". Schweden gehöre zu den Ländern, die die meisten Flüchtlinge in diesem Jahr aufgenommen hätten, und habe "riesige Anstrengungen" unternommen, lobte der EU-Kommissar.
Quelle: ntv.de, jog/AFP