Politik

Suche nach dem Phantom-U-Boot Schwedisches Militär legte falsche Fährte

Was ist vorgetäuscht, was ist wahr? Die Beteiligten spielen offenbar mit gezinkten Karten.

Was ist vorgetäuscht, was ist wahr? Die Beteiligten spielen offenbar mit gezinkten Karten.

(Foto: dpa)

Wo ist das russische Phantom-U-Boot vor Stockholm? Die Suche ist so geheim, dass das schwedische Militär die Öffentlichkeit mit falschen Ortsangaben in die Irre führen will - was nun auffliegt. Die Niederlande wehren sich gegen die Schuldzuweisungen aus Moskau.

Das schwedische Militär hat wissentlich falsche Informationen über die Position gegeben, an der ein U-Boot gesichtet worden sein soll. Die Streitkräfte räumten ein, dass das Foto, das sie dazu veröffentlicht hatten, an einem anderen Ort in den Schären aufgenommen wurde. Man habe die genaue Position nicht freigeben wollen, um dem Gegner keine Vorteile in die Hand zu geben, hieß es zur Erklärung auf der Website des Militärs.

In einer Pressekonferenz hatte der stellvertretende Leiter der operativen Streitkräfte, Anders Grenstad, eine Karte präsentiert, auf der drei Stellen markiert waren, an denen Augenzeugen auffällige Beobachtungen im Wasser gemacht hatten. Ein wichtiger Beweis war dabei ein Foto, das angeblich von einem Augenzeugen in der Nähe des Jungfrufjärden gemacht worden war. Das schwedische Fernsehen SVT versuchte, die Stelle zu finden und stellte fest, dass die Aufnahme an einem anderen Ort entstanden war. Als die Journalisten den Militärsprecher damit konfrontierten, gab er die Falschinformation zu.

"Wir müssen ungestört arbeiten"

Auf der Suche nach einem mysteriösen Unterwasserfahrzeug verfolgten die schwedischen Streitkräfte am Tag vier aber eine offensichtliche, konkrete Spur. Sie konzentrierten sich auf ein Gebiet rund um die Insel Nåttarö in den südlichen Stockholmer Schären. Zivile Boote wurden angehalten, auf Abstand zu bleiben. Auch für den Flugverkehr wurde der Bereich gesperrt. Eine Sprecherin des Militärs sagte den "Dagens Nyheter", die Absperrung habe nichts mit einem aktuellen Fund zu tun. Man wolle lediglich Unfälle vermeiden, weil in dem Gebiet so viele Hubschrauber in der Luft seien.

"Es handelt sich um eine Geheimdienstoperationen und wir müssen ungestört arbeiten", sagte Therese Fagerstedt. Seit Freitag suchen Hubschrauber und Minensuchboote in den Gewässern vor der Hauptstadt Stockholm nach einem ausländischen Unterwasserfahrzeug. Drei Augenzeugen hatten seither unabhängig voneinander von einem auf- und abtauchenden Objekt berichtet. Die Schweden sind deshalb überzeugt, dass sich eine ausländische Macht unerlaubt in ihren Gewässern aufhält. Die Zeitung "Svenska Dagbladet" hatte am Wochenende berichtet, dass in den Schären vor Stockholm Funksprüche aufgefangen wurden, darunter ein Notruf in russischer Sprache. Das schwedische Militär wollte den Bericht nicht bestätigen.

Niederlande haben Beweisfotos

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestreitet, dass ein russisches U-Boot unerlaubt in schwedische Hoheitsgewässer eingedrungen sei. "Um die Unruhe in der Ostsee zu dämpfen und den schwedischen Steuerzahlern weitere Ausgaben zu ersparen, empfehlen wir, die niederländische Marine zu fragen", zitierten russische Medien einen Sprecher des Verteidigungsministeriums. Nach Angaben der niederländischen Marine waren zwar mehrere U-Boote in der Region. Das mysteriöse Unterwassergefährt in den Schären komme aber nicht aus den Niederlanden. "Das ist absolut nicht wahr", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in Den Haag. Die niederländischen U-Boote hätten am Freitag in der estnischen Hauptstadt Tallinn gelegen. "Das können wir auch mit Fotos beweisen." Die U-Boote seien nun auf dem Weg zurück in die Niederlande.

Auch ein russischer Öltanker, der tagelang in der Bucht Kanholmsfjärden kreuzte, hat wohl nichts mit den Vorfällen in den Schären zu tun. Der Besitzer der "NS Concord" teilte mit, er fühle sich geschmeichelt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. "Allerdings muss ich Ihnen mitteilen, dass an den Bewegungen des Schiffes nichts Ungewöhnliches ist", schrieb Novo-Ship-Manager Juri Zwetkow. Der Öltanker warte nur auf seinen Ladebescheid. Schwedische Medien hatten spekuliert, der Tanker sei das Mutterschiff eines russischen U-Bootes.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa

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