Vergifteter Ex-Doppelagent Skripal soll Putin um Gnade gebeten haben
24.03.2018, 17:49 Uhr
Nahe am Tatort, wo Skripal und seine Tochter aufgefunden wurden.
(Foto: REUTERS)
Ein Schulfreund des russischen Agenten, der in einer Klinik um sein Leben kämpft, ist sich sicher: Skripal hat versucht, mit dem russischen Präsidenten Kontakt aufzunehmen.
Der vergiftete russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal soll den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Brief um eine Begnadigung gebeten haben. Das sagte ein ehemaliger Schulkamerad Skripals der BBC in einem Interview. "Er schrieb Wladimir Putin an und bat um ein vollständiges Pardon und die Erlaubnis, Russland besuchen zu dürfen", berichtete Wladimir Timoschkow.
Moskau bestreitet jedoch, jemals einen Brief Skripals erhalten zu haben. "Nein, das ist nicht der Fall", antwortete Kremlsprecher Dmitri Peskow auf eine entsprechende Anfrage der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Timoschkow hatte Skripal eigenen Angaben nach im Jahr 2012 über dessen Tochter Yulia kontaktiert. Dieser habe bestritten, ein Verräter zu sein. Er habe sich nur der ehemaligen Sowjetunion verpflichtet gefühlt, nicht Russland, erinnert sich Timoschkow. Trotzdem habe Skripal es bereut, ein Doppelagent gewesen zu sein, das habe sein Leben durcheinander gebracht. Skripal wurde 2006 in Russland verurteilt und kam vier Jahre später im Rahmen eines Gefangenenaustauschs nach Großbritannien.
Skripal und seine Tochter Yulia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank im englischen Salisbury entdeckt worden. Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass sie mit dem in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden. Beide befinden sich seitdem in einem kritischen aber stabilen Zustand. Russland streitet jegliche Verantwortung für den Anschlag ab.
Der Fall Skripal löste eine schwere Krise in den Beziehungen zwischen London und Moskau aus. Nachdem Großbritannien die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten angeordnet hatte, reagierte Russland mit einem entsprechenden Schritt. Auch die 28 EU-Regierungen hatten in einer Erklärung des EU-Gipfels den Anschlag auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia "in schärfster Weise" verurteilt. Viele EU-Regierungen prüfen außerdem Schritte gegen Russland.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa