36 Stunden mit der Armee im Sudan Soldaten vergewaltigen Hunderte Frauen
11.02.2015, 19:27 Uhr
Eigentlich kämpfen Regierungstruppen im Sudan gegen Rebellen - doch in der fraglichen Stadt sollen sich zur Tatzeit keine Aufständischen befunden haben.
(Foto: REUTERS)
Der Horror dauert 36 Stunden: Regierungstruppen sollen im Sudan über 200 Mädchen und Frauen vergewaltigt haben. Menschenrechtler sind entsetzt. Deserteure behaupten, sie hätten den Befehl gehabt, die Frauen derartig zu misshandeln.
Bei einem Angriff auf die Stadt Tabit in der Region Darfur haben Soldaten der sudanesischen Armee mehr als 200 Mädchen und Frauen vergewaltigt. Das teilt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) mit. Nach Angaben der Organisation habe sich der Angriff auf die Stadt im Oktober 2014 ereignet. Die Gräueltaten seien den darauffolgenden Monaten durch Recherchen von HRW aufgedeckt worden, nachdem ein Radiosender entsprechende Anschuldigungen erhoben hatte. Mit Dutzenden Opfern haben die Menschenrechtler nach eigenen Angaben persönlich gesprochen.
In einem Bericht dokumentiert HRW die Angriffe der sudanesischen Armee, bei denen ab dem 30. Oktober 2014 in einem Zeitraum von 36 Stunden mindestens 221 Mädchen und Frauen vergewaltigt worden sein sollen. Sollte sich zeigen, dass die Massenvergewaltigung im Zuge eines großangelegten, systematischen Angriffs auf die Zivilbevölkerung verübt wurde, so wäre dies nach Angaben der Organisation ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die sudanesische Armee führte dem Bericht zufolge drei verschiedene Militäroperationen durch, während derer Soldaten von Haus zu Haus gingen, plünderten, Männer festnahmen, Bewohner schlugen und Frauen und Mädchen in ihren Häusern vergewaltigten. Zwei Überläufer sagten gegenüber HRW unabhängig voneinander, ihre Befehlshaber hätten ihnen befohlen, "Frauen zu vergewaltigen".
Keine Rebellen in Tabit
Tabit wird größtenteils von Menschen aus der Volksgruppe der Fur bewohnt und stand in den vergangenen Jahren unter der Kontrolle bewaffneter Rebellengruppen. Human Rights Watch fand jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich zur Zeit der Angriffe Kämpfer der Rebellen in Tabit und Umgebung befanden.
Der Sudan leugnete die Vorwürfe und verweigerte den UN-Friedenstruppen den Zugang nach Tabit. In dem Bericht heißt es, die Regierung habe die Blauhelme im November 2014 zwar für einen kurzen Zeitraum passieren lassen. Die Sicherheitskräfte hätten sie jedoch daran gehindert, eine glaubwürdige Untersuchung durchzuführen.
"Der gezielte Angriff auf Tabit und die Massenvergewaltigung von Frauen und Mädchen in dieser Stadt markiert einen neuen Tiefpunkt in der Geschichte der Gräuel in Darfur", sagt ein Mitarbeiter von Human Rights Watch. "Die sudanesische Regierung soll aufhören, dies zu leugnen, und unverzüglich dafür sorgen, dass Friedenstruppen und internationale Ermittler Zugang nach Tabit erhalten."
Quelle: ntv.de, fma