Zum Tag der Arbeit Sommer warnt vor Lohndumping
01.05.2011, 13:38 Uhr
Bei der zentralen Kundgebung des DGB in Kassel.
(Foto: dpa)
Zum Tag der Arbeit gibt es in ganz Deutschland Demonstrationen der Gewerkschaften. Der DGB fordert einen Mindestlohn von 8,50 Euro und gleichen Lohn für Stamm- und Leiharbeiter. Auch die IG-Metall beklagt eine "Verrohung am Arbeitsmarkt". In Berlin protestieren Tausende Gewerkschafter vor dem Brandenburger Tor.

Bei der Mai-Kundgebung in Oberhausen, NRW, mit Ministerpräsidentin Kraft in der ersten Reihe (2.v.l.).
(Foto: dapd)
Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer hat zum Tag der Arbeit vor Lohndumping wegen der neuen Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus Osteuropa gewarnt. "Es gibt leider genug Arbeitgeber in Deutschland, die auf billige Arbeit aus dem Osten hoffen", sagte Sommer auf der zentralen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum 1. Mai in Kassel. "Sie wollen die Menschen aus Mittel- und Osteuropa zum Lohndumping missbrauchen." Damit wollten sie allgemein in Deutschland die Löhne weiter drücken.
Sommer kritisierte zugleich die vielfachen Äußerungen über einen Fachkräftemangel in Deutschland als verlogen: "Die gleichen Leute, die junge Menschen nicht ausbilden, und ältere Arbeitnehmer aus dem Betrieb werfen, beklagen jetzt den Mangel an guter Arbeit." Der DGB-Chef fügte hinzu: "Wir haben auf diese Pharisäer eine Antwort: Ausbildung für die Jungen, Beschäftigungschancen auch für Ältere, Arbeit für alle, das ist das Mindeste!"
Sommer forderte einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. Zudem müsse der Grundsatz 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' in der Leiharbeit gesetzlich verankert werden. Er bekannte sich zur Tarifautonomie, sagte aber auch: "Keine Tarifpolitik ist in der Lage, falsche Gesetze, fehlende Gesetze und falsche politische Weichenstellungen im Grundsatz auszuhebeln. Deswegen wollten die Gewerkschaften tarifpolitisch handeln und zugleich den politischen Druck erhöhen.
"Junge Leute können nicht mehr planen"
Auch IG-Metall-Chef Berthold Huber beklagte eine "Verrohung am Arbeitsmarkt" in Deutschland und forderte wie Sommer die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns. "Leiharbeit, Minijobs und andere Formen prekärer Beschäftigung verstoßen gegen das Sozialstaatsgebot unseres Grundgesetzes", sagte Huber in seiner Rede zum 1. Mai in Nürnberg. Prekäre Arbeit verstoße gegen jedes Gleichheits- und Gerechtigkeitsprinzip und zeige keinen Respekt vor der Arbeit der Menschen. Besonders die betroffenen Jugendliche könnten ihre Zukunft nicht planen, sagte Huber. Zudem sei mit Niedriglöhnen Armut im Alter vorprogrammiert.
Die diesjährigen Veranstaltungen des DGB zum 1. Mai stehen unter dem Motto "Faire Löhne, gute Arbeit, soziale Sicherheit – das ist das Mindeste."
Quelle: ntv.de, AFP