Unbürokratische Entschädigung Stiftung für frühere Heimkinder
10.12.2010, 19:52 Uhr
Im Kinderheim im Karmeliterkloster in Lehmen sollen Nonnen Heimkinder schrecklich behandelt haben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine mit 120 Millionen Euro ausgestattete Bundesstiftung soll sich nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" um die Entschädigung ehemaliger Heimkinder kümmern. Der vor knapp zwei Jahren eingerichtete Runde Tisch Heimerziehung habe sich bei seinen abschließenden Beratungen in Berlin darauf geeinigt, schreibt die Zeitung. Der Vorschlag solle jetzt dem Bundestag unterbreitet werden.
Die Stiftung solle früheren Heimkindern nach einer Einzelfallprüfung Therapien ermöglichen und sie, wenn sie in den Heimen zur Arbeit gezwungen wurden, für entgangene Rentenbeiträge entschädigen. Ehemalige Heimkinder könnten so zwischen 2000 und 4000 Euro erhalten.
Dunkles Kapitel
Bei der Einrichtung des Runden Tisches im Februar 2009 hatte dessen Leiterin, die frühere Bundestags-Vizepräsidentin (Grüne), von einem der dunkelsten pädagogischen Kapitel in den Anfangsjahren der Bundesrepublik gesprochen.
Noch bis Mitte der 1970er Jahre waren in Westdeutschland Kinder und Heranwachsende, die als "schwer erziehbar" galten, unehelich geboren waren oder aus instabilen Verhältnissen stammten, in Heime eingewiesen worden. Oft mussten die Jugendlichen bei geringster Entlohnung schwerste Arbeit verrichten. Fluchtversuche wurden nach Angaben der Betroffenen bestraft.
Die Kosten für die Stiftung sollen demnach zwischen Bund, Ländern und Kirchen gedrittelt werden. Die beiden Kirchen sowie Caritas und Diakonie hätten angekündigt, in die Stiftung einzuzahlen. Auch die Beteiligung des Bundes gelte als wahrscheinlich. Über die Zusagen aus den Ländern dürfte erst im Jahr 2011 eine Entscheidung fallen, vermutet das Blatt.
Quelle: ntv.de, dpa