Nach US-Luftangriff in Deir al-Sor Syrische Armee erklärt Ende der Waffenruhe
19.09.2016, 17:10 Uhr
Die Kämpfe gehen weiter: Soldaten der syrischen Armee in Aleppo.
(Foto: dpa)
Die syrische Armee erklärt das Ende der Waffenruhe und macht dafür auch den US-Luftangriff auf syrische Regierungstruppen vor wenigen Tagen verantwortlich. Für die eingeschlossenen Menschen in Aleppo heißt dies, dass erhoffte Hilfslieferungen nicht kommen werden.
Nach dem US-geführten Luftangriff auf syrische Regierungstruppen ist die Waffenruhe für das Bürgerkriegsland nicht verlängert worden. Die syrische Armee erklärte der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, das "Regime der Ruhe" gelte nicht mehr. "Bewaffnete terroristische Gruppen" hätten sich nicht an die Umsetzung der Abmachung gehalten. In verschiedenen Gebieten habe es mehr als 300 Verstöße gegen die Waffenruhe gegeben. Syriens Armee habe dagegen größte Zurückhaltung an den Tag gelegt, hieß es weiter.
Rebellenvertreter sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Waffenruhe sei faktisch gescheitert. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete weitere Luftangriffe in mehreren Regionen. Auch die Kämpfe zwischen Armee und Rebellen im Osten von Damaskus seien weitergegangen. Syriens Machthaber Baschar al-Assad warf unter anderem den USA vor, alles zu tun, um ein Ende des seit fünf Jahren andauernden Bürgerkriegs zu verhindern. Russland bezeichnete es als sinnlos für die syrische Armee, einseitig eine Feuerpause einzuhalten, wenn sie weiterhin von Rebellen angegriffen werde.
Damit deutet sich an, dass Hilfslieferungen für Aleppo die belagerte Stadt nicht erreichen werden. Während der Feuerpause sollten zwei Konvois mit Hilfsgütern nach Aleppo gelangen, wo im Osten der Stadt bis zu 275.000 Menschen von der Versorgung abgeschnitten sind. Die Lastwagen hängen jedoch an der türkisch-syrischen Grenze fest. Der UN zufolge hat die syrische Regierung weder Sicherheitsgarantien gegeben noch Genehmigungen für eine Weiterreise erteilt.
Assad: US-Angriff ist "unverhohlene Aggression"
US-Außenminister John Kerry hatte die syrische Feuerpause zuvor als zerbrechlich bezeichnet. Dennoch halte sie weitgehend. Vertreter der USA und Russlands beraten derzeit in Genf über die Lage. Beide Länder hatten sich auf eine Feuerpause verständigt, die vor einer Woche in Kraft trat. Diese sollte die Versorgung der Bevölkerung und Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden ermöglichen. Russland warf den USA vor, nicht in der Lage zu sein, Einfluss auf die syrische Opposition auszuüben und keine Ahnung über die wahre Lage vor Ort zu haben.
Assad hatte den von den USA geführten Angriff auf die syrischen Truppen bei Deir al-Sor als "unverhohlene Aggression" bezeichnet. Der Vorfall zeige eine wachsende Unterstützung für die Terroristen durch Staaten, die Syrien feindlich gesinnt seien, sagte er bei einem Treffen mit Irans Vizeaußenminister Hossein Dschaber Ansari in Damaskus. Bei dem Angriff waren nach russischen Angaben Dutzende syrische Soldaten getötet worden. Ansari sicherte Assad jede Hilfe seines Landes im Kampf gegen seine islamistischen Gegner zu.
Quelle: ntv.de, jug/rts